Tischsitten bei Dates – oder bei was denn eigentlich?
Tinder macht sich an Albernheiten: Ausgerechnet einer der flachsten und verschiedentlich als „Abschlepp-App“ betitelten Online-Dating-Anbieter fragte nach den Tischsitten – und was da geht und was nicht. Das Ergebnis war haarsträubend: Tinder ging in jedem Fall vom mittleren bis zum großen Dinner aus – also der Dating-Kultur, die gerade Apps wie Tinder abgeschafft haben – und die auch zuvor schon abbröckelte.
Schockiert hat mich die Information, es sei gut und richtig, die Speisen für den Partner beim Date „mitzubestellen“. Nach Ansicht der Tinderellas sollen dieser Meinung 67 Prozent sein. Ich bezweifle die Zahlen nicht nur, sondern sage: Es ist ein völlig unerträglicher Übergriff. Jeder bestellt für sich, was er isst. Nur bei einem Menü für zwei Personen oder einem Wein bestellt einer für beide.
Völlig absurd: Das Dessert teilen. Ein Dessert gibt’s nur bei einem mittleren oder großen Dinner. Und das sollte man beim ersten Date vermeiden. Ansonsten wird ja vorher klar, ob man ein Dessert teilen möchte oder nicht. Schließlich dient der Mund nicht nur der Speisenaufnahme, sondern auch dazu, Sätze zu formulieren – das sollten selbst Tinderalls können. Also: eine Frage der Vereinbarungen, nicht der Tischsitten.
Ebenso dusselig: der letzte Happen. Bei welchem Date geht’s eigentlich um den „letzten Happen“? Also ist völlig wurscht, was die Tinderellas meinen.
Tischsitten mögen ein Beispiel für ein gutes, meist bürgerlich geprägtes Elternhaus sein. Aber dazu gehört mehr, falls man sie wirklich zelebrieren will. Und beim ersten Date sollte es ohnehin kein großes Dinner sein. Und apropos „großes Dinner“: Mitinitiator der Befragung war der neue Tinder-Partner Deliveroo. Das ist ein Service, der Essen in die Wohnung liefert. Damit dürfte erstens klar sein, woher die dusselige Frage nach dem „Mitbestellen“ und dem Teilen des Desserts kommt.
Und nun dürfen Sie sich fragen, warum man bei einem dieser wichtigen ersten Dates schon in der Wohnung isst. Oder schon im Bett? Wir wissen es nicht.
Aus einer Presseinformation, zum Bespiele aus Irland.