Dreikönigstag: Und was schenken Sie?
Sie kamen, sehen und schenkten – so will es das neue Testament der christlichen Bibel. In der Volksreligion wurden daraus die „Heiligen drei Könige“, die bezeichnenderweise weder heilig noch drei noch Könige waren. Aber sie schenkten, einfach so. Es gab keinerlei Grund dafür.
Nun, was fällt ihnen dazu ein?
Das billigste Geschenk besteht immer im Dinglichen.
Wesentlich wertvoller ist Lust. Sie zu schenken, erfordert nicht allzu viel von uns, und sie bereitet große Freude.
Noch wertvoller ist Hingabe. Mag sein, dass sie uns manchmal etwas Überwindung kostet, aber häufig bliebt sie lange Zeit in guter Erinnerung.
Und ganz besonders wertvoll ist Liebe – sogar noch die ausquetschten Gefühlsreste, die wir dafürhalten. Sie ist verdammt schwer zu bekommen, und kaum jemand schenkt sie einfach her.
Ei, hoppla – wann schenken Sie denn nun eigentlich Lust oder Hingabe? Ach, so etwas schenkt man (insbesondere aber auch frau) nicht?
Nehmen wir einmal an, das könne ich akzeptieren. Aus welchen absolut verwegenen Gründen sollte Ihnen dann jemand Liebe schenken, die bekanntlich enorm wertvoll und schwer zu erlangen ist? Und warum verschenken Sie eigentlich selbst keine Liebe, sondern versuchen, dafür Beziehungstaler einzuhandeln?
Sich der Lust schämen, aber Liebe einfordern?
Sehen Sie, wenn sie keine Lust schenken wollen, weil sie sich schämen, und keine Hingabe, weil sie fürchten, sich dabei zu verlieren – warum wagen Sie sich dann an Liebe heran?
Nein, ich will überhaupt keine Antwort. Ich möchte, dass sie sich überlegen, ob sie nicht vielleicht im neuen Jahr mehr Lust und Wonne, Hingabe und Ekstase schenken könnten. Wem auch immer, wann auch immer. Es ist viel einfacher, als Liebe zu schenken. Und wirklich – es schmerzt auch nicht so, wenn Lust und Hingabe einmal nicht anerkannt werden.