Kriegsbemalung
Ich lese gelegentlich Adam, der’s bekanntlich immer das ausspricht, was andere nicht so gerne sagen mögen. Zum Beispiel, welche Empfindungen Frauen hervorrufen, wenn sie extrem stark geschminkt sind:
Denn das ist es, was Make-up vorgaukelt: gute Durchblutung, welche durch sexuelle Erregung hervorgerufen wird. Also geweitete Pupillen, gerötete Wangen, rote Lippen.
Die solchermaßen pseudo-erregte Frau darf aber nun in uns Männern keine Erregung auslösen, weil es ihr gutes Recht ist, sich wie eine Hure zu schminken und gegebenenfalls auch zu kleiden. Feministinnen jedenfalls reklamieren dieses Recht für sich. Wir hören es, aber wir wissen, dass uns eine entsprechen „aufgedonnerte“ Frau häufig dennoch erregt.
Indessen ist die „Aufmachung“ davon abhängig, in welchem Kulturkreis und zu welchem Anlass frau sich aufbrezelt. Wer etwas in Budapest durch die edlen Einkaufspassagen geht, wird dort viele junge Frauen finden, die aus ihrer Lust an frivoler Bekleidung keinen Hehl machen und auch entsprechend geschminkt sind. Selbst an Wochentagen findet man solche Frauen, die in High Heels Kinderwagen schieben. Der Grund liegt darin, dass sich so gut wie alle jungen Frauen (und einige ältere) so herausputzen. Wenn viele Frauen so aussehen, dann ist es eine Art Wettbewerb zu bekannten Regeln. Man kann diese Frauen nicht mit Huren verwechseln, es sei denn als Deutscher, der von den frivolen Klamotten auf die durchtriebene Seele schließt.
Es gibt überall Rituale, und das Aufputzen zur unwiderstehlichen Schönheit ist so gut oder schlecht wie der sinnliche Liebreiz der ungeschminkten Frau in ihrer natürlichen Anmut.
Und bevor wir sie verdammen, die Damen in Kriegsbemalung, sollten wir versuchen, mit ihnen zu reden. Denn die meisten von ihnen sind froh, wenn wir nicht nur an der aufgemalten Hülle interessiert sind, sondern wissen wollen, was sich dahinter verbirgt.
Bild: Nach einem alten Pulp-Magazin.