Unwort: Vergewaltigungskultur
Wörter können mächtige Waffen sein – doch woher kommen sie und was ist eigentlich damit gemeint?
Das Wort „Vergewaltigungskultur“ hat zunächst nichts mit Vergewaltigungen zu tun und bezeichnet keine Kultur. Es ist vielmehr Ausdruck einer angeblichen oder tatsächlichen Tendenz, mehrere Formen sexualisierter Übergriffe gegen Frauen (nonverbal, verbal oder tätlich) zu dulden oder zu tolerieren.
Herkunft aus feministischen Kreisen
Es ist keine Frage, dass dieses Wort aus dem feministischen „Neusprech“ geschöpft wurde. Mit dem Wort soll deutlich gemacht werden, dass der Einzelne, aber auch der Staat und die Gesellschaft sich nicht ausreichend bewusst sind, wie Frauen sich in einer Gesellschaft fühlen, in der Frauen sexuell missachtet und verachtet werden. Der Feminismus versucht nun, durch Wortneuschöpfungen und ihre Verbreitung auf solche Umstände hinzuweisen und hofft, dass das neu geschaffene Vokabular auch in den ganz gewöhnlichen Sprachgebrauch integriert wird. Journalistinnen und Journalisten sind dabei ihre willfährigen Helfer, und tatsächlich scheint es bisweilen so zu sein, dass der Trick gelingt.
Mehr Klarheit täte allen gut
Besser wäre tatsächlich zu sagen, was die Frauen und vereinzelte Männer, die das Wort im Munde führen, exakt damit meinen. Denn damit würde deutlich, worüber wir uns als Mitbürger unterhalten müssen und was in die Elfenbeintürme (aus denen diese Begriffe kommen) und in sektiererische Diskussionszirkel gehört.
Warum wir Umstände nicht beliebig definieren sollten
Nehmen wir einmal an, die katholische Kirche würde die heutige Kultur als „Sündenkultur“ verhetzen, dann müssten wir uns wehren und ihnen Einhalt gebieten. Wir würden uns auf die Persönlichkeits- und Menschenrechte und auf die Forderungen der Französischen Revolution berufen. Und wir würden den Geist des Liberalismus wieder erwecken, um die Schmähungen unserer Widersacher zu bekämpfen.
Ich denke, das müsste reichen, um den Begriff „Vergewaltigungskultur“ im richtigen Licht zu sehen.