Wenn du vergisst, wer du bist
Der Volksmund sagt“ Liebe macht blind“ und meint, dass Verliebte oftmals die Realität aus den Augen verlieren würden. Wie ich schon oft schrieb, ist dafür Mutter Naturs Lieblingstrick verantwortlich: Das Gehirn wird bewusst vernebelt, um die Aufmerksamkeit für die Umwelt auszuschalten. Gedacht war die Sache freilich nur für den kurzen Moment, in dem die Begattung stattfindet. Aber Menschen können offenbar lange Zeit verliebt bleiben und dann eben auch vergessen, wer sie einmal waren. Oder wer sie sind. Fall sie es überhaupt jemals, wussten, woran ich gelegentlich gewisse Zweifel hege. In Anlehnung an „Treibsand“ könnte man sagen, dass diese Personen in einen „Triebsand“ geraten – und dass sie darin eben auch untergehen können. Sie versinken dann im Schlick oder im Moor der Triebe und können sich nicht mehr befreien.
Ja, Selbstbewusstsein schützt. Aber nur, wenn es gewachsen ist und nicht aufgesetzt, wie bei so vielen Menschen. Und ja – eine Weile in diesem Zustand zu verharren, ist nicht unattraktiv. Einfach ausgedrückt: Vergiss dich nicht, nur weil du einen anderen gefunden hast.“
Wie verträgt sich das mit meiner Theorie, dass wir etwas aufgeben müssen, um die Liebe zu gewinnen?
Ganz gut. Sie müssen nur wissen, was Sie aufgeben können. Und ein Single muss immer etwas aufgeben, wenn er eine Beziehung eingeht. Aber eben nicht sich selbst.
Abhängigkeit (darum geht es eigentlich) entsteht meist nicht „Knall auf Fall“, sondern durch Selbstaufgabe in mehreren Schritten – oder natürlich auch dadurch, dass uns der Partner in die Abhängigkeit treibt. Von „fiesen Kerlen“, die Frauen mit Miezekätzchen verwechseln, bis zu BDSM-Anhängern gibt es immer wieder Männer, die versuchen. Frauen in Beziehungen abhängig zu machen. Das ist nicht nur morallos, sondern auch gefährlich: Denn mit der Beziehung wird auch oft alles andere aufgegeben, was unabhängig macht: Job, eigenes Geld, bestehende Bindungen.
Ein „ganz gewöhnlicher Mann“ oder gar ein wirklich selbstbewusster Mann wird sich kaum mit einer Frau zusammentun, die ihm „verfällt“. Es ist auf Dauer extrem fad und zudem auch sozial und ökonomisch sinnlos.
Also liebe Frauen: Verlieben Sie sich bis über beide Ohren, lassen sie sich gehen, holen Sie aus der Lust heraus, was drin ist, aber behalten Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Selbstachtung.
Das wäre mein Rat für heute.