50 Jahre – ich lasse mich nicht einstufen, abwerten oder nummerieren
Fast genau vor 50 Jahren, am 5. September 1966, startete im Vereinigten Königreich eine Fernsehserie, die Kultcharakter bekam. Ihr Name war „The Prisoner“, ein Held neuer Art, gespielt von Patrick McGoohan, der auch (zumindest in wesentlichen Teilen) das Drehbuch schrieb und Regie führte.
Merkwürdigerweise ließ der Glanz der Serie in den letzten Jahren nach – recht unverständlich, denn wie keine andere Serie verkörperte „The Prisoner“ das Recht des Menschen auf Privatheit und individuelle Freiheit. In gleicher Weise entlarvte es die Organisationen der Obrigkeit als üble, machtbesessene, selbstgefällige Bande. Wohlgemerkt – in der Demokratie.
Wer den Inhalt nicht kennt: Ein hoher Agent des britischen Geheimdienstes quittiert den Dienst – ohne Angabe von Gründen. Er wird sodann in seiner Wohnung betäubt, entführt und landet schließlich an einem Ort, der nichts anders heißt als „The Village“ – das Dorf. Es ist absolut merkwürdig, und es erweist sich, dass es eine Art Gefangeneninsel mit „allem Komfort“ ist, mit einem Statthalter namens „Nummer Zwei“. Die Handlung in 17 Folgen dreht sich immer wieder darum, dass „The Prisoner“ (auf Deutsch: Nummer Sechs) mit Drohungen, Listen und falschen Versprechungen, aber auch mit Psychologie, Foltermethoden und chemischen Substanzen zu einem Geständnis gedungen werden soll. Jener allerdings hat nur ein Ziel: Die Flucht – und genau das nutzt das korrupte System häufig aus, um „The Prisoner“ noch mehr zu demütigen. Das allerdings gelingt weder den zahllosen Intriganten, falschen Freunden, Psychologen und Lügnern.
Bekannt ist der immer wiederholte Satz:
I will not be pushed, filed, stamped, indexed, briefed, debriefed or numbered. My life is my own.
Übersetzt wurde dies vielfach mit:
Ich werde nicht herumgestoßen, abgestempelt, eingestuft, bewertet, abgewertet oder nummeriert. Ich bin ein freier Mensch.
Gedreht wurde die Serie übrigens zu einem großen Teil in Portmeirion (Wales, UK), in einer absolut skurrilen italienisch anmutenden Umgebung, die dort tatsächlich Stein für Stein existierte. Geschaffen wurde sie 1925 von Bertram Clough Williams-Ellis. Heute ist sie eine Touristenattraktion – und kostet natürlich Eintritt.
Heute sind wir alle der Willkür von Datenschnüfflern ausgesetzt, die uns herumstoßen, abstempeln, einstufen, herabstufen und codieren. Wir sind jeder Art von Schnüffelgesellschaft nahezu hilflos ausgeliefert, sobald wir unser Handy einschalten oder den Computer ans Netz bringen. Mag sein, dass der „Große Bruder“ (oder die „Großen Brüder“) sich momentan nicht für uns interessieren, aber das kann schon morgen ganz anders sein, wenn korrupte Links- oder Rechtsregime ihre schmutzigen Hände nach uns ausstrecken.
Solange es möglich ist – lassen Sie sich nicht entwerten. Sie selbst wissen, was gut für Sie ist. Sei selbst wissen, was Liebe ist und Sie selbst können beurteilen, was Ihnen gut tut und was nicht. Sie sind eine Person, und ihr Leben gehört niemandem als Ihnen selbst.
Lesen Sie die Hommage an „The Prisoner“ bei der BBC.