Liebe auf den ersten Blick – fragt sich, wie man sich ansieht
Ist es nicht wirklich merkwürdig, dass uns die Wissenschaft einreden will, dass man sich auf den ersten Blick, innerhalb von Sekunden, als Wunschpartner erkennen und begehren würde? Wissen wir nicht auf der anderen Seite, dass viele unserer Kolleginnen und Kollegen ihren Partner schon seit Jahren „kannten“, das heißt, mit ihm gearbeitet, gefrühstückt und gar gefeiert hatten und das es dabei nie zum Funkenflug kam?
Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser – die Wissenschaft ist einseitig. Sie weiß immer nur das, was ihr Forschungsgebiet hergibt – und das ist manchmal sehr, sehr wenig – sozusagen ein kleiner Ausriss aus dem Leben. Menschen, die mitten im Leben stehen, wissen das: zum Beispiel die Kommunikationstrainerin Meike Müller. Zitat: „Beziehungen kommen dort (gemeint sind Arbeitsplätze, GR) meistens eher auf die leise Art zustande. Sie können langsam wachsen.“
So ganz richtig ist das auch nicht, denn was wächst, ist vor allem das Interesse aneinander. Kommt dann die Situation hinzu, in der sich die Liebe dazugesellen kann, dann geht es allerdings meist schnell.
Die Frage ist also, wie wir einander ansehen – ob mit den Augen des Partnersuchenden oder mit den Augen des Projektteammitglieds – und selbstverständlich kann es im Berufsstress vorkommen, dass wir eine Weile weder die Frau noch die Sinnlichkeit hinter der Kollegin sehen – sondern alleine ihre Fähigkeit, Aufgaben lösen zu können.
Insoweit ist es gar nicht so schlecht, Blinddates einzugehen – denn das wissen beide, dass sie nach Liebe suchen – auch, wenn der Funke dann manchmal zu schnell überspringt und die Realität nicht dem standhält, was man im Anderen zu sehen glaubte. Indessen – dies kann Ihnen im Büro auch so gehen. Denn welche privaten Abgründe sich hinter der überaus attraktiven und befähigten Werbeassistentin oder Projektleiterin verbergen, wissen Sie auch nach langer gemeinsamer Arbeitserfahrung oft nicht.