Pornografie für Männer ist männlich bestimmt – was sonst?
Pornografie vermittelt ein falsches Bild von Frauen. Das ist richtig. Das Falsche daran ist, dass es ungewöhnlich für Filme, Fernsehsendungen und Trivialliteratur ist, ein „richtiges“ Bild von Menschen zu vermitteln. Vielmehr vermitteln nahezu alle Liebesromane, Liebeschnulzen im Fernsehen und Liebesromane für Frauen ein falsches Bild der Realität – und dies durchaus mit voller Absicht. Diese Bilder und Schriften dienen im Grunde ausschließlich dazu, Illusionen und Heile-Welt-Gedanken zu verbreiten. Und – ich sage es frank und frei – auch die von Frauen verschlungene SoG-Literatur (1) aka Soft-SM gehört dazu – sie nutzt die pornografischen Elemente nur, um ihre dummdreisten Aschenbrödel-Elaborate abzuliefern.
Selbstverständlich erfüllt Pornografie für Männer Männerträume
Zum Thema fand ich dieses Zitat in der Zeitschrift „Atlantic„:
Die allermeiste Pornografie wurde von Männern für Männer geschaffen, und es ist unbestreitbar, dass es dabei um männliche Wunschbefriedigung geht. Auch wenn sie nicht dazu ermutigt, Frauen zu missbrauchen …, so lehrt sie doch eine Dynamik sexueller Vergnügungen, die überwiegend männlich zentriert ist. (Sie könnten argumentieren, dass die romantischen Liebes-Novellen eine ebenso verfälschte Perspektive weiblicher Sexualität anbieten).
Schädigt Pornografie nun das männliche Frauenbild?
Wäre nun die besser Frage: Was bewirkt das Frauenbild, das in der Pornografie vermittelt wird? Und genau das wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, wie das Aufkommen heftiger sexueller Literatur im 19. Jahrhundert das Sexualleben veränderte, aber zurückblickend können wir immerhin sagen: Nein, nicht die damalige Pornografie wandelte das Bild der menschlichen Sexualität, sondern die Wissenschaft.
Im erotischen Traum der Männer sind Frauen willig und zugänglich
Sicher – es ist eine Tatsache, dass die gewöhnliche Pornografie, gerade in ihrer Variante des „Pornofilms“ immer wieder willige, zugänglich und penisbegeisterte Frauen zeigt, die nichts anderes wollen als Männer glücklich machen. Aber genau das ist der Sinn: Die Realität bietet einem erwachsenen Mann im 21. Jahrhundert nur sehr begrenzt sanfte, zärtliche, sexpositive Frauen, die gerne Vergnügen bereiten, wollen als selbst Vergnügen empfinden. Ob Sie nun „leider“ oder „dankenswerterweise“ dazu sagen, ist Geschmackssache. Tatsache ist aber auch, dass sowohl Schnulzenfilm wie auch Porno kleine Fluchten aus der Misere sind, dass frau sehr selten in den Genuss „toller, berührender Romanzen“ und man ebenso selten in den Genuss „erschöpfenden erotischen Lustgewinns“ kommt.
Früher schickten die Ladys ihre Dienstmädchen nach Pornografie für Frauen
Sicher – es gab und gibt auch Pornografie für Frauen – auch jenseits der SoG-Literatur. Die feinen Damen in England ließen sich diese früher von ihren Dienstmägden besorgen, um selber nicht in den Verdacht der Perversion zu kommen. Und ja, wahrscheinlich wird von femininer Pornografie in den nächsten Jahren mehr produziert. Und abermals ja, sie wird keinen Deut realistischer werden als die Pornografie für Männer. Warum sollte sie auch? Sie wird verborgene Lustbedürfnisse befriedigen, die auf Träumen beruhen.
Lauern die wirklichen Gefahren ganz woanders?
Möglicherweise – und dies ist nicht zu unterschätzen – führen Fernsehserien und Filme, Werbung und Soaps, aber eben auch Pornos, zu übertriebene Erwartungen an „den perfekten Körper“ . Womit bei Männern nicht nur der schlanke, muskelbepackte Körper und bei Frauen nicht nur der safte, sinnliche Körper gemeint ist. Auch die Erwartungen daran, wann dieser Körper lustbereit ist und wie intensiv diese Lüste sein sollten, ja, wie intensiv Gefühle überhaupt empfunden werden können, wird durch Sex- und Liebesromane sowie ähnliche Erzeugnisse der Unterhaltungsbranche verfälscht.
Die Frage, was sinnloser oder gefährlicher ist, überlasse ich gerne meinen Leserinnen und Lesern. Doch jeder, der sich Gedanken über die Größe seines Penis und jede, die sich Gedanken über die Präsentation ihrer Vulva macht, sollten einfach neu nachdenken, was ihn oder sie wirklich auszeichnet.
Zur verfälschenden Romantik siehe auch: SALON.
(1) SoG.Literatur: Nach dme Vorbild der „50 Shadess of Grey gesschaffene Liebes- und Soft-SM-Romane.