Lohfink: kein Fall für den Alltag
Eine Vergewaltigung ist eine Vergewaltigung ist eine Vergewaltigung. Ein „Nein“ ist ein „Nein“ ist ein „Nein“. Soweit, so gut. Wer bezweifelt das eigentlich?
Auf dem „Fall Lohfink“ versuchen gerade alle ihre Süppchen zu kochen – und man weiß nicht einmal mit welchen Zutaten. Die Wahrheit? Oh, die Wahrheit, ein hohes Gut, das häufiger strapaziert wird, als ihr guttut. Die Wahrheit ist nicht offenkundig. Sie will gesucht und gefunden werden.
Sehr sachlich – und wie ich meine überaus enthüllend – ist der Bericht der WELT über den dritten Prozesstag. Wo also ist „die Wahrheit“? Es scheint mehrerer Wahrheiten zu geben … und wahrscheinlich sind auch solche darunter, die überaus peinlich sind. Denn peinlich ist es allemal, was da bisher ans Tageslicht kam.
Eigenartig – man hört auf das Geschrei vor den Gerichtstoren, das verständlich sein mag, aber niemanden auch nur einen Schritt näher zur Wahrheit bringt. Ehrfurchtsvoll wird berichtet, dass sich sogar der Bundesjustizminister interessiert. Man übertrifft sich darin, zu sagen, dass Frauen mit einem Hang zu sexueller Offenheit häufiger verdammt werden als Mauerblümchen. Doch was hat all dies mit der Wahrheit zu tun?
Es gab einen Eklat beim Prozess. Offenbar, weil niemand das angebliche Beweisstück, ein zweifellos ehrenrühriges Video sehen sollte, nicht einmal die Richterin. Und so vermerkt die Welt denn auch mit einer gewissen Süffisanz (Zitat WELT)
Ihr Abgang war das showreife Ende einer Verhandlung, die Züge einer jener Gerichtssendungen trug, mit denen das Privatfernsehen noch vor einigen Jahren sein Nachmittagsprogramm füllte.
Und nun kommt nicht die Wahrheit, sondern die Wahrhaftigkeit ins Spiel: Ein so ernstes Thema wie eine Vergewaltigung verträgt keine Schaueffekte und kein Entertainment, keine Blindwütigkeit und keine Abwiegelung.
Und noch etwas: Kaum jemand, der außerhalb der Promi-Welt lebt, hat wirklich Einblick in die Gegebenheiten, die dort leider herrschen und die – nochmals leider – für ein Millionenpublikum offensiv vermarktet werden. Im Guten wie im Bösen.
Was wir in unserem Leben wirklich tun können, ist dies: Deutlich „Nein“ sagen zu können und ebenso klar ein „Nein“ zu akzeptieren.