Wissenschaft: Der Schmerzkiller tötet auch das Mitgefühl
Oh, Baby: Es ist mal wieder so weit. Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt … ey .. was denn diesmal? Und nun spitzen Sie bitte mal fein die Ohren: Acetaminophen (Paracetamol) kann Ihr Mitgefühl behindern! Oh ja, erleben wir ja jeden Tag auf den Straßen, in der S-Bahn und in Bordellen. Kein Mitgefühl mehr. Müssen alle unter dem Einfluss von Schmerzkillern stehen, diese Freaks.
Also, um das einmal auf den Punkt zu bringen: Im fernen Ohio hat ein gewisser Dominik Mischkowski über eine Studie gesprochen, die beweisen soll, dass Schmerzkiller auch das Mitgefühl abtöten – so jedenfalls liest es sich hernach in der Presse, denn:
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Schmerz anderer nicht als so groß empfunden wird, wenn Sie selbst Acetaminophen genommen haben.
Ei, ei … und das sogar dann, wenn man selbst gar keine Schmerzen hatte, sondern die Schmerzempfindung nur gedämpft wurde – eben durch den Stoff, den wir wohl alles schon mal genommen haben – Paracetamol.
Und da lehnt sich der Forscher dann ganz weit aus dem Fenster, hbet den Zeigefinger und lässt folgenden Satz ab:
Mitgefühl ist wichtig. Wenn Sie sich mit ihrem Ehepartner streiten, und sie gerade Acetaminophen genommen haben, dann ist aufgrund unserer Forschungen anzunehmen, dass sie nicht so intensiv wahrnehmen können, was Sie getan haben, um die Gefühle Ihres Ehepartners zu verletzen.
Oh – spüren Sie schon das drohende Schicksal? Sie nehmen Schmerzkiller, verletzen dadurch ihren Partner, weil die Empathie gedämpft wurde … und am Schluss lässt er sich vielleicht scheiden, und alles nur wegen der Schmerzpille!
Nun ja – die Jungs an der Uni haben wirklich geforscht. Und haben dabei herausgefunden: Wenn ich selbst weniger Schmerz empfinde, dann nehme ich auch an, dass andere weniger Schmerzen empfinden. Und im umfassendsten Experiment hatte man dazu 114 Studenten ausgewählt, von denen die Hälfte das Medikament nahm. Sodann wurde Ihnen weißes Rauschen auf die Ohren gegeben: vier Mal für je zwei Sekunden mit 75 bis zu 105 Dezibel. (Stärke etwa: Verkehrslärm bis Motorsäge, aber weißes Rauschen kann ganz schön nerven).
Ja – und unter anderem aus diesem Grund kamen dann die Forscher zu ihren Ergebnissen.
Ach so – und was hat das Medikament damit zu tun?
Fragt sich natürlich: Ist es nun eine allgemeine Erscheinung, dass schmerzunempfindliche Menschen auch andere Menschen als schmerzunempfindlich einstufen? Und was wäre gewesen, wenn man körpereigene Drogen zur Schmerzreduktion verwendet hätte? Und nicht zuletzt: Hatte das Ganze überhaupt etwas mit dem spezifischen Wirkstoff zu tun, dessen Name jetzt mal wieder ins Gerede gebracht wurde? Oder ist das angebliche Phänomen eine allgemeine Nebenwirkung von Schmerzmitteln? Und wenn es eine allgemeine Wirkung wäre, wie gefährlich ist es dann für die menschliche Psyche, wenn diese Mittel nur gelegentlich eingenommen werden? Voraussichtlich werden Sie sich nicht gerade zufälligerweise mit Ihrem Ehepartner streiten, wenn Sie zuvor ein Gramm Paracetamol eingenommen hatten.
Mich wundert ja, dass noch niemand getitelt hatte: „Schmerzmittel können zur Ehescheidung führen“ –aber das kommt ja vielleicht noch.
Apropos: Die Zitatenquelle ist eine offizielle Mitteilung der Universität von OHIO.