Was wird wirklich aus der Partnersuche?
Die einen meinen, die Partnersuche würde durch psychologisch definierte Algorithmen vereinfacht die anderen wollen künstliche Intelligenz einsetzen, um die Bedürfnisse der Suchenden zu ermitteln. Die Dritten glauben, dass alle Versuche, die Partnersuche zu optimieren, zum Scheitern verurteilt sind.
Was ist daran richtig, was falsch? Hilft uns die Psychologie? Oder eher die Ökonomie? Oder die Mathematik? Was ist an dem Gedanken richtig, dass neue Medien immer auch soziale Veränderungen nach sich ziehen?
Oder ist die Meinung richtig: „Je mehr sich verändert, umso mehr bleibt alles, wie es war?“
Mythos „unendliche Auswahl“ – eher Illusion als Realität
In einem Punkt sind sich alle einig, und doch ist selbst dieser Punkt fehlerhaft: „Die Auswahl an Partnern war noch nie so groß“.
Die Auswahl – beste Chancen für urbane Frauen mittlerer Intelligenz?
Fragte sich: für wen? Für urbane Frauen zwischen 25 und 30 mit bestenfalls mittlerer Intelligenz, dafür aber vorzüglicher Schönheit? Näher betrachtet müsste man sagen: Zwar war die Wahlmöglichkeiten noch nie so groß, aber nicht für jeden/jede und nicht überall. Wir haben also (dies ist leicht nachprüfbar) die Situation, dass für wenige Singles unendlich viele Partner infrage kommen, während für viele Singles recht wenige Partner angeboten werden können.
Partneragenturen und Singlebörsen suggerieren uns immer, dass sie „unendlich viele Partner“ im Angebot haben. Typisch dafür ist diese Aussage (1):
Eine verhaltensökonomische Grundregel: Wenn es zu viel Auswahl gibt, können wir uns kaum noch entscheiden. Und dann warten wir so lange, bis es zu spät ist. Besonders Frauen kosten die Freiheit der Wahl aus.
Nun stimmt daran vor allem, dass dies ein ökonomisches Prinzip ist, aber die Frage ist, ob die Auswahl tatsächlich oder vermeintlich existiert. Das heißt: Nehme ich als Partnersuchende nur an, dass meine Auswahl unendlich ist, oder ist diese eine Illusion, die auch von den Partnerbörsen genährt wird?
Auswahl: Unendlich oder eher mickrig?
Wenn Sie einen Durchschnittsmann von 30 oder eine Durchschnittsfrau von 45 fragen, die nicht in einem betont urbanen Bereich wohnt, dann wird die Antwort oftmals sein: Die Auswahl ist in Wahrheit mickrig.
Warum dann die Aussage mit der „ach so unendlichen Auswahl?“ Ich vermute, weil urbane „Trendsetter“ einander davon erzählen, geschwätzige (selbstverständlich urbane) Journalistin dies weitertragen und – weil es den Partnerbörsen nicht ungelegen kommt.
Allerdings ist diese Aussage dazu wirklich bemerkenswert (1):
Maximale Freiheit und maximale Optimierung führen nicht zu maximalem Glück. Wer seine Beziehung nach dem Baukastenprinzip konstruiert, bekommt nur das, was er will – aber nicht unbedingt das, was er braucht.
Wenn also das „Baukastenprinzip“ oder die „maßgeschneiderte Partnerkonfiguration“ nicht funktioniert, was können wir dann wirklich in Zukunft tun, um den passenden Partner zu finden? Und ist es gut, jemanden zu finden, den man braucht?
Ökonomie kontra Psychologie – wo liegt die Wahrheit?
Das alte ökonomische Prinzip der Ehe ist im Arsch. Klar – Frauen brauchen keine Männer, um zu überleben. Und Männer können nicht mehr darauf bauen, für die Alimentation Glück, Wohlwollen und Sex zu empfangen. Doch was beinhaltet das neue ökonomische Prinzip des „Brauchens?“
Wenn wir Psychologen fragen, so stoßen wir bei diesem Thema in ein Wespennest. Die Gleich-und-Gleich-Fraktion ist in der Mehrzahl, die Gegensätze-Fraktion in der Minderheit. Die kleinste Fraktion besteht aus Leuten, die nachdenken, bevor sie Blödsinn reden. Dann kommt ungefähr heraus, dass es gewisse Eigenschaften gibt, die man besser teilen sollte, während andere sich eher ergänzen sollten. Es ist also gut, wenn ich als Partnersuchender meine dauerhaften Stärken und Schwächen kenne und mir einen Partner suche, der meine Lücken füllt, und dessen Lücken ich idealerweise fülle. Interessant dabei ist nicht, ob „ich“ hinterher erfüllt bin oder ob „der andere“ hernach erfüllt ist. Interessant ist allein der gegenseitige Nutzen, der sich nach außen als „harmonische Ehe“ erweisen wird. Wirklich wichtig ist also, ob sich die Wünsche erfüllen, die beide an die Zweisamkeit stellen. Und bevor Sie Einspruch erheben: Die Kriterien dafür legt alleine das Paar fest, nicht jemand von außen.
Langfristig und zum gegenseitigen Nutzen – eine gute Idee
Die Begriffe „langfristig“ und „zum gegenseitigen Nutzen“ sind also wirklich interessant. Spontane Bedürfnisse können Frauen und Männer sich heutzutage gegenseitig erfüllen, ohne dass es zu Beziehungen kommt. Und Beziehungen, die nur dem einen nützen, dem anderen aber nicht gehen ohnehin früher oder später in die Brüche.
Wenn Sie die letzten Sätze aufmerksam gelesen haben, dann werden Sie vermutlich feststellen: Im Grunde wird sich nicht viel ändern. Der Punkt ist auch gar nicht, wie Sie einander kennenlernen, sondern nahezu ausschließlich, was Sie anschließend daraus machen werden.
Nein, ich bin noch nicht fertig mit meinen Ausführungen. Und ich habe nicht alle Fragen beantwortet. Aber ich möchte wirklich erst einmal wissen, was SIE denken.
(1) Die Zitate entnahm ich einem Artikel der Wochenzeitung „DIE ZEIT„.
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