Warum Dating keine Glaubensfrage ist
Warum Dating keine Glaubensfrage ist – oder: Wie sich Nicole Erdmann fragt und warum das gar nichts nützen wird. Oder eben auch: Warum es Blödsinn ist, auf die „große Liebe“ zu warten.
Ach, liebe Nicola Erdmann, Sie glauben nicht an „das Prinzip vom Dating“. Das ist doppelt falsch, denn erstens ist das keine Glaubensfrage, und außerdem gibt es, jedenfalls in Deutschland, kein „Prinzip vom Dating“. Sie glauben also nicht an etwas, das im Grunde nicht existiert. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass mich dergleichen befremdet.
Das Ergebnis der Treffen, so Ihre Vermutung, sei in 90 Prozent der Fälle „doch nämlich“ negativ, möglicherweise auch, weil es am Ende eines „verkrampften Treffens“ unmöglich ist, eine Entscheidung zu fällen. Nun, dann schlage ich vor, einfach die Treffen zu entkrampfen. Sehen Sie, wenn es einem Personalchef unmöglich sein sollte, nach Gesprächen mit Bewerbern festzustellen, wer infrage kommt, dann wird er völlig zurecht geschasst. Was nun wieder heißt: Es ist nicht unmöglich, nach einem einzigen Treffen unter anfänglichem Stress eines Partners eine Entscheidung zu fällen – es gibt aber Menschen, die damit offenkundig überfordert sind.
Die Frage, ob eine Verabredung „magisch“ sein muss (und damit ist wohl „ganz außerordentlich bezaubernd“ gemeint), passt bei mir irgendwie zu den Schwärmereien von Teenagern. Da kommen mir Gedanken von schwärmerischer Mädchenliteratur, Ponyhöfen und Disney-Prinzessinnen.
Na schön, Ihr Artikel endet versöhnlicher. Nur für wen? Denn wir lesen dort eigentlich nur noch, dass all diese schnellen, verkrampften Urteile, die manche (und sicher nicht alle) Frauen über Männer aus der Luft greifen, vielleicht doch nicht so streng genommen werden sollten. Indessen – auch da regt sich Widerspruch. Denn Sie sagen auch, mit dem „vorzeitigen Aussortieren“ würde man vielleicht große Lieben verpassen.
Nur geht es beim Kennenlernen gar nicht um die große Liebe, Es geht darum, eine Gesprächsbasis zu schaffen. Und ist diese gefunden, so geht es darum, sie zu vertiefen. Dabei spricht überhaupt nichts dagegen, sich zu verlieben. Nur ist eben beides falsch: das „vorzeitige Aussortieren“ und das „Hoffen auf die große Liebe“. Richtig wäre, einen Menschen zu finden, den man wirklich gerne mag und (was nochmals sehr wichtig ist), der uns in ähnlicher Weise auch gerne mag. Dieses Prinzip hat die größten Erfolge und es funktioniert bei Kaffehaus-Dates, Bar-Dates, oder Spazierengehen-Dates.
Kennenlernen für eine Liebe verlangt – und gerade das ist ja das Problem – gemeinsame intime Momente. Insofern sind alle Argumente unsinnig, man würde sich „besser kennenlernen, wenn man sich schon kennt“. Nein, mindestens einer von beiden muss dann schon versuchen, der Geschäfts- oder Kollegenbeziehung eine „intime Wendung“ zu geben. Und deshalb benötigen wir eben Verabredungen, die dazu dienen, die Intimität zweier Menschen herzustellen oder zu vertiefen.
Eigentlich ist es ganz einfach, nicht wahr?