EU-Beamte lechzen nach Liebe – doch der Preis ist ihnen zu hoch
Als Laura di Rosa ihre Kontaktbörse „Eurosingles“ in Brüssel eröffnete, hatte sie gerade mal 180 Mitglieder aus EU- und NATO-Gremien, die den Wunsch hatten, eine Liebesbeziehung zu beginnen. Doch offenbar ging das Kalkül nicht auf, sodass sich die Gründerin entschloss, die Börse auch „für lokale Interessenten“ zu öffnen, wie es in verschiedenen Zeitungsberichten hieß, denn die „Bürokraten lechzten nach Liebe“. Die Sache ging angeblich schief, weil die Damen und Herren Beamten vom gemeinen Volk angeblich nur finanziell abgemolken wurden – und nun ist die Börse von Frau di Rosa für das Volk wieder geschlossen: Nur Frauen und Männer mir EU- und NATO-Adressen würden noch zugelassen, so hieß es – und ein paar von Frau di Rosa „handverlesene“ Damen und Herren.
Das Thema wurde von der Presse vielfach ausgeschlachtet – „geldgierige Herzensbrecher“, „Goldgräber“ oder gar „Heiratsschwindler“ waren die Ausdrücke, mit denen die Interessenten bedacht wurden. Von Frauen wurde behauptet, sie würden sich „schamlos zu Füßen werfen“, während Männer angeblich sagten, sie wären abgemolken worden wie die Kühe.Nun ist die Sache so neu nun auch wieder nicht. Seit Jahrzenten versuchen nicht nur Belgierinnen, sich EU-Goldfische an die Angel zu holen, sondern auch junge Frauen aus den französischen EU-Gebieten außerhalb Europas. Eine erzählt es der anderen: wo sich junge EU-Beamte treffen, wie man sie ansprechen kann und vor allem – wie man sie so um den Finger wickelt, dass man trotz abweichender Kultur schnell heiraten kann. Dass es unter ihnen wie auch unter anderen Europäerinnen gewisse Tendenzen gibt, auch mal nur das schöne Leben zu genießen, ohne zu heiraten, ist ebenfalls ein alter Hut.
Ich frage mich auch, warum sich die Männer und Frauen beklagen: Sie sind in Brüssel, verdienen ausgezeichnet, sind Herren ihrer Sinne und mit Scharfsinn und Entscheidungsgewalt ausgestattet. Sollte man da nicht meinen, sie wüssten, was sie täten, wenn sie mit schmusig veranlagten Damen und lechzenden Herren ihr Geld ausgeben würden? Und die Damen, die sich „schamlos zu Füßen warfen“? War es etwa nicht ihre eigene Entscheidung – und haben sie etwa nicht gerne genommen, was an Geld oder Geldeswert geboten wurde?
Eines ist für mich sicher: Mit der blöd simplen Moral, die uns die Presse hier verkaufen will, kommen wir nicht weiter. Wer als EU-Beamter eine Lebensbeziehung sucht, kann dies im Internet über eine Partneragentur tun, die dies ermöglicht: Wenn es nicht Belgien sein kann, dann liegen die Niederlande, Frankreich und Deutschland in kurzer Entfernung. Wer aber andererseits eine Dame oder einen Herrn für ein paar Monate und ein schönes Liebesleben sucht, der darf sich gerne auch ein wenig großzügig zeigen – und sich nicht darüber beklagen, dass die Liebe auf Zeit nun einmal teurer ist als der Lebenspartner.