Liebe und Sex zwischen Lustgewinn und Nachhaltigkeit
Die Liebe wird gerne gesetzt, um das Füllhorn der Lust auszuschöpfen. Und der Sex wird ebenso gerne eingesetzt, um die ersten Seile zu verknoten, die den Partner in eine nachhaltige Zukunft einbinden sollen.Warum entstehen eigentlich diese Diskrepanzen? Warum wird Liebe benutzt, um den Rausch der Lust zu erwecken, und warum wird raffinierter Sex geboten, um den Partner langfristig in die Beziehung zu locken?
Man könnte nun annehmen, dass es sich bei den Säuseltricks der Liebe um ein eher historisches Manöver handelt, während die Jagd mit Sexfallen eher der modernen Zeit entspringt. Oder man könnte geschlechtsspezifisch argumentieren: Männer machen den Liebeskasper, um ihr Sperma rauschhaft abzudrücken, während Frauen solange bedingungslose Hingabe simulieren, bis der Hochzeitstermin feststeht.
Zynische Klischees – oder wann ist Ökonomie bei der Lust angebracht?
Beides ist – meiner Meinung nach – ebenso zynisch wie sachlich unrichtig. Denn die Diskrepanz zwischen „mit Liebe Sex kaufen“ und „mit Sex Liebe kaufen“ bleibt, wie man es auch drehen und wenden mag. Bei beiden Methoden schwingt Berechnung mit. Der Aufwand für die Liebesillusion vor dem „Spontansex“ muss berechenbar sein. Das können Sie einerseits in den Büchern der Trickverführer nachlesen, doch ergibst es sich andererseits auch aus der wirklich vorhandenen Ökonomie des ONS. Er soll ja zu nichts anderem dienen als einmalig ekstatischen Sex miteinander zu genießen, ohne eine Beziehung zu planen.
Und der Aufwand an Sex für den Gang zum Traualtar? Die Methode wird zwar ständig angewandt, ist aber ebenso fragwürdig – und sehr fragil. Denn der Erfolg stellt sich einerseits nur dann ein, wenn auch andere Schlingen gelegt werden, um den Partner einzufangen. Und anderseits muss sich die berechnende Partnerin ganz schön „krummlegen“, um dies begeisternde Sexpartnerin zu bleiben, als die sie sich ausgibt.
Partnersuche – Nüchternheit ja, Berechnung nein
Oh, von Liebe war nicht viel die Rede, nicht wahr?
Das ist richtig, denn zwar gehört zur Partnersuche eine gewisse Nüchternheit und möglicherweise manches frivole Zugeständnis an den Partner. Aber dies darf nicht darin ausarten, dass Sex nur geschenkt wird, um das Ziel einer gemeinsamen Zukunft möglichst hürdenlos zu erreichen. Und das berechnende Handeln beginnt schon dann, wenn Frauen zu kalkulieren beginnen, bei welchem Date oder nach welcher Zeit sie dem neuen Partner das erste Mal Sex schenken wollen.
Empfehlen kann ich nichts davon. Denn nur, was aus eigener Lust geschenkt oder gewährt wird, kann wirklich das Lebensglück steigern. Und Nachhaltigkeit ist bei Beziehungen, die nur auf sexuellen Begierden beruhen, ohnehin fragwürdig.