Online-Dating-Prognose 2016: kein Stern am Himmel erkennbar
Wenn wirklich Weise aus dem Morgenland den Stern von Bethlehem gesehen haben, dann ging er bestimmt nicht am Online-Dating-Himmel auf. Den dort glimmern nur noch ein paar Sternbilder vor sich hin, die auch in 2015 wieder etwas von ihrem Glanz verloren. Die Fusion von Elite Partner und PARSHIP ist kein Gewinn für die Kunden – und solange man seitens des neuen Eigentümers keine Pläne vorlegt, gilt wahrscheinlich auch dort das Merkelprinzip: Alles erst mal aussitzen. Was soll denn 2016 bringen, wenn alles „im Prinzip beim Alten“ bleibt?
Konservatives Dating – Online-Partervermittlungen
Online-Partervermittlungen sind nötig, aber ihnen fehlt jedweder Charme. Innerlich ausschließlich auf Profite ausgelegt, ohne wirkliche Hinwendung zum Kunden, die sogar spürbar wird? Was soll daraus werden? Die Online-Partervermittler ziehen hauptsächlich ein älteres, relativ konservatives Publikum an. Die beiden Hürden, relativ hohe Geldforderungen und komplizierte, langatmige Fragebögen, halten zwar Glücksritter und Goldgräberinnen fern. Sie lassen aber anderseits auch nur Menschen „durch“, die sich tatsächlich dazu erniedrigen, die langatmigen Fragebögen auszufüllen. 2016 erwarte ich keine Innovationen. Woher sollen sie auch kommen? Zudem gibt es dunkle Wolken aus den Gerichtssälen, die 2016 noch für manchen Wirbel sorgen werden.
Die „guten alten Singlebörsen“
Die guten alten Singlebörsen haben am meisten an die sozialen Netzwerke und Datingapps verloren. Sie werden sich voraussichtlich auf niedrigerem Niveau fangen, wenn sie finanziell durchhalten. Inzwischen sind sie sozusagen der „Gemischtwarenläden“ unter den Dating-Börsen: Alles geht, nichts ist gewiss – aber mit etwas Eigeninitiative kann man hier mehr und auch zuverlässigere Partner kennenlernen als durch Apps ohne Börsen-Hintergrund. Und das könnte langfristig zum Vorteil werden.
Smartphone-Dating ist kontraproduktiv – es wir sich totlaufen
Die Vorschusslorbeeren für Tinder und einige Dutzend andere Anbieter waren verfrüht. Klar gibt es so etwas, und sicherlich haben sich einige Millionen angebliche „Nutzer“ so etwas auf ihr Smartphone geladen. Die Frage ist aber – und bleibt auch 2016: Wie viel geht der deutschen Volkswirtschaft an Arbeitsleistung verloren, weil Mitarbeiter Datingspiele veranstalten, statt sich auf ihre berufliche Arbeit zu konzentrieren? Der Nutzer, vielleicht doch mal einen Partner über die Smartphoneapps zu finden, steht in keinem Verhältnis zur Zeitvernichtung – nicht nur von Arbeitszeit, sondern auch von Freizeit. Meine Prognose: Die Apps bleiben, aber sie laufen sich tot. Denn hinter keiner neuen App steckt eine innovative Idee – und das wird sich 2016 nicht ändern, weil bei den meisten Apps alles ohnehin nur auf Schmalspur läuft.
Fragwürdiges Dating – Casual, Seitensprung, Sex-Dating
Ob Seitensprünge nun gesellschaftlich gebilligt werden oder nicht – sie sorgen stets für böses Blut. Seitensprungagenturen sind ein Ärgernis, und sie bleiben es auch. Mögens sich auch Schaaren von Männern mit notgeilem Blick auf die Spielwiese wagen, und mögen auch neue Sicherheitsmaßnahmen das Ausspionieren verhindern – das Risiko ist offenkundig.
Causal Dating wirbt schon lange nicht mehr so vollmundig mit den „viel beschäftigten Frauen um die 35“, die mal am Mann naschen wollen. Die „Decke“ ist wesentlich dünner als gedacht, und das „offenkundige Abenteuer“ lockt eben eher Männer als Frauen. Nicht weil Frauen weniger Lust hätten – sondern weil sie bei anderen Portalen eher vorgeben können, einen Partner zu suchen statt jemanden zum Vögeln.
Sex-Dating ist mehr oder weniger ein Ärgernis. Im Grunde müsste inzwischen jeder Mann gemerkt haben, was in den AGB steht – man sollte sie vielleicht einmal lesen. Oftmals findet man jedenfalls den Hinweis, dass man Lockvögel (sie hei0en anders) akzeptiert und dass man beliebig mit den persönlichen Daten handeln kann. Am Ende der Kette stehen dann zumeist Angebote von Telefonsex-Diensten – die sich ebenfalls als „Dating-Anbieter“ bezeichnen.
Das Neue, wo bleibt denn das Neue?
Nahezu alle neue Ideen in 2015 waren die Ideen von 2014, und 2016 ist ebenfalls nichts Neues zu erwarten. Zwar gibt es gute, innovative Ideen, aber sie umzusetzen, scheitert einmal am Geld und dann auch an den Singles, die in den letzten Jahren „Menschen einkaufen“ mit „Menschen wertschätzen“ verwechseln. Die Datingapps sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Wer wegwischt, kann auch weggewischt werden – und es ist der Gipfel der Erniedrigung, von einem Menschen einfach „zur Seite geschoben“ zu werden.
Wer heute ernsthaft sucht und nicht findet, ist entweder „sehr speziell“ (was jedermanns und jederfraus gutes Recht ist) oder sehr realitätsfern (was eigentliche Beratung oder Therapie erfordern würde). Online-Dating ist jedenfalls die Spielwiese, auf der sich gegenwärtig zu viele unentschlossene, unsichere und unerfahrene Menschen bewegen, und das wird – leider – auch 2016 so bleiben. Partnersuchende werden sich –deutlicher als jemals zuvor – mit Selbstbewusstsein und Frustrationsresistenz ausstatten müssen. Und das gilt nicht nur für Frauen, die ja ständig darüber lamentieren, sondern auch für Männer, die nach miesen Dates mit fragwürdigen Frauen üblicherweise nur den Kopf schütteln.