Intimitätsmanagement für Partnersuchende
Üblicherweise schützen wir unseren Körper vor dem Zugriff anderer. Dann und wann öffnen wir die Schranken etwas, und nur selten entfernen wir sie ganz, um völlig „zugänglich“ zu sein. Dann sind wir „sehr intim miteinander“, was nicht zwangsläufig Sex bedeutet – die Intimität kann auch in dem Wohlgefühl bestehen, sich ausschließlich emotional hinzugeben.
Ambivalentes Verhalten der Frauen: Schranken halb geschlossen
Frauen in unserer Kultur haben eine Methode entwickelt, in der Liebe mit „Halbschranken“ zu arbeiten. Sie tragen einen Teil ihrer Intimität erkennbar nach außen, schirmen aber den größten Teil mit anderen Methoden wieder ab. Die übliche Methode besteht darin, bestimmten Männern in ihrem Leben den Zugang zu erlauben, und ihn allen anderen Männern zu verweigern. Außer Faktoren wie Sympathie, Attraktivität und Verlangen spielt für die Erlaubnis vor allem eine Rolle, ob sich der Mann wirklich anstrengt, die Frau zu umwerben. Einfacher ausgedrückt: Die Frau will wissen, ob er es „ernst meint“.
Soziale Fehlinterpretationen erotischer Bedürfnisse
Mir scheint völlig selbstverständlich zu sein, dass dieses Spiel zahllose Möglichkeiten der „Fehlinterpretation“ bietet. Männer deuten manche Signale falsch, und erstaunlicherweise nehmen sie sogar „positive“ Signale oft gar nicht wahr. Frauen hingegen sind sich oft nicht bewusst, wie intensiv ihre Flirtsignale sind und wie viel Erotik von ihrer Erscheinung ausgeht.
Auch Männer haben Schranken, die geöffnet werden wollen
Dazu las ich einen Rat, der zwar an junge Frauen gerichtet ist, aber auch von reiferen Frauen gelesen werden sollte (Zitat Hemmungen von Männern):
Männer sind oftmals ängstlich, die Linie zu überschreiten, weil sie sich nicht sicher sind, ob sie die Hinweise richtig gelesen haben! Es kann für alle Beteiligten einfacher sein (nach dem Aufbauen der Stimmung), wenn du deutlich (wirst) in Bezug auf das, was du möchtest.
Falls Sie bereits selbstbewusst nach Ihren Bedürfnissen leben
Im Folgenden wende ich mich ausdrücklich nicht an Frauen (und sicher auch Männer), die aus dem vollen Bewusstsein Ihres Selbst und ihrer Bedürfnisse heraus leben, sei es mit einem Partner oder wechselnden Partnern.Tausend Gedanken beim Date – das „Dort und dann“
Nein, ich wende mich an die Zweiflerinnen unter Ihnen, denen bei einem Date tausend Gedanken im Hirn herumschwirren, wie sie sich verhalten sollen – und die in der Regel dafür unerträgliche dumme Ratschläge erhalten.
Sehen Sie, das Leben findet jetzt statt. Man kann mit Frederic Perls auch sagen: Das Leben findet im „Hier und Jetzt“ statt. Um dies zu erreichen, sollten Sie davon Anstand nehmen, sich in jeder Sekunde ihres Dates mit der Zukunft zu beschäftigen. Das nennt man im „Dort und Dann“ leben. Man mag viele Aspekte des “Hier und Jetzt“ kritisieren, aber bei Begegnungen ist das „gegenwärtige Erleben“ das Wichtigste überhaupt. Das „Vorauseilen“ der Gedanken, so verständlich es auch sein mag, ist in der Kennenlern-Situation stets kontraproduktiv.
Intimitätswünsche erkennen und realisieren
Wenn Sie sich beispielsweise fragen, ob Sie bei einem ersten Date „mit einem Mann schlafen sollten oder besser nicht“, dann leben Sie im „Dort und Dann“. Fragen Sie sich hingegen: „Habe ich Lust, mit ihm zu schlafen?“ dann befinden Sie sich im „Hier und Jetzt“.
Wie ich zuvor erwähnte, kann „Intimität“ in emotionaler, erotischer oder sexueller Hinsicht sehr viele Bedeutungen haben. Wäre es da nicht sinnvoll, sich einmal mit den persönlichen intimen Bedürfnissen zu beschäftigen und zu überlegen, wie Sie „abgestuft die Schranken öffnen können?“
Wichtig wäre zunächst, zu wissen, welche unterschiedlichen Bedürfnisse Sie haben. Und dann, mit wem sie sich die Erfüllung vorstellen könnten. Oder einfacher: mit wem wollen Sie in welcher Weise intim werden?
Intimitätsmanagement – kapitalistischer Fluch oder persönlicher Segen?
Sie staunen, nicht wahr? Ja, ich habe Sie gerade aufgefordert, über ihr „Intimitätsmanagement“ nachzudenken. Der Begriff sagt aus, dass Sie darauf achten sollten, Ihre gefühlsmäßigen (emotionalen) und körperlichen erotischen Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen und sie in diesem Rahmen einzusetzen.
Der Begriff ist – das muss sich dazu sagen – etwas negativ angehaucht. Er ist vor allem deshalb umstritten, weil er von Soziologen als „kapitalistisch“ eingestuft wird. Doch das ist nicht der Fall. Wer seinen intimen Gefühlen stets freien Lauf lässt und situativ entscheidet, was „gut und richtig“ ist, und wer auch später nicht daran zweifelt („hätte ich doch ..“), der braucht solche Hilfen nicht.
Ja zum Selbstmanagement ist Ja zum Intimitätsmanagement
Selbstmanagement (und nur darum geht es in Wahrheit) ist nur für diejenigen gedacht, die in ihr Leben, dass sie als verbesserungswürdig erleben, etwas mehr Organisation „einbauen“ wollen.
Ich rate Ihnen sehr, sich Gedanken über ihr „Intimitätsmanagement“ zu machen. Fragen Sie sich, was sie benötigen, und versuchen Sie, dafür Quellen aufzutun. Dates für die Partnersuche sind nicht die einzige Gelegenheit, diese Erkenntnisse praktisch anzuwenden – aber eine ausgesprochen interessante Möglichkeit. Übrigens gilt das auch für Sie, falls Sie ein Mann sind.