Die Liebepur, die Wissenschaft und die Branche
Was unterscheidet eigentlich die Liebepur von anderen Onlinemagazinen, Firmenblogs und dergleichen? Die Antwort ist simpel: Unabhängigkeit. Zwar bin ich nicht der Einzige, der völlig frei und ungebunden über die Branche des Online-Datings berichtet – die geschätzten Kollegen vom „Großen Singlebörsen-Vergleich“ tun es beispielsweise auch – aber letztendlich sind wir wenige.
Die Liebepur will mit jedem Anschlag auf der Tastatur der Wahrheit ein wenig näher kommen. Das ist sehr schwierig, weil ich auf mehreren Ebenen agiere. Zum einen wehre ich mich gegen die so genannte „Definitionsmacht“ der Psychologen und Soziologen. Hat die Wissenschaft angeblich irgendetwas „festgestellt“, so wird es durch die Kolleginnen Journalistinnen und Journalisten in alle Welt hinausposaunt – und dies zumeist, ohne den Hintergrund der Information sorgfältig analysiert zu haben.
Schlimmer noch verhält es sich mit den „typischen“ Brancheninformationen. Online-Dating hat für die Leute in den Zeitungsredaktionen etwas mit Internet und Technik zu tun – und Redakteure, die so etwas bearbeiten, haben in der Regel die typischen Scheuklappen der PC-Gurus: Sie erkennen nur, was ihnen geläufig ist – und das ist, bei allem Respekt vor den Journalistinnen und Journalisten, fast gar nichts Branchenspezifisches. Auch bei den Wirtschaftsredakteurinnen und Redakteuren ist die Sache nicht immer gut aufgehoben: Ihnen sind letztlich die Kunden gleichgültig – sie schreiben über Unternehmen, Zahlen, Fakten und vor allem Absichten. Blieben noch die Pressemitteilungen – doch die sind bei den meisten Unternehmen in einem so katastrophalen Zustand, dass sie kaum jemand druckt.
Die Wahrheit? Man braucht die Geduld eines Esels und die Schlauheit eines Fuchses, um aus den meisten Firmen mehr herauszubringen als den Brei, mit dem sie die Presse füttern. Zahlende Mitglieder? Erfolgsquoten? Kundendienst? Die meisten Anbieter verhalten sich hier verschlossen wie die Austern. Die Unternehmen, die eine offene Pressepolitik betreiben, kann man an einer Hand abzählen.
Die Liebepur muss deshalb hin und wieder spekulieren – das ist sehr schade, denn dadurch kann auch einmal etwas in ein schiefes Licht gerückt werden. Ändern kann dies nur die Branche: Sie muss etwas mehr Offenheit in den verworrenen Dschungel ihrer Informationspolitik bringen. Das ist es, was ich erwarte. Mehr nicht.