Täuschungen – wie Fakes bewusst in Singlebörsen eingesetzt werden
Täuschungen, Enttäuschungen, Abonnements-Tricks. Das sind die drei Gebiete, auf denen die Online-Dating-Branche endlich Klartext reden sollte. Solange sie dies nicht tut, und rechthaberisch öffentlich auftritt, gibt es immer wieder Nachrichten, die letztendlich branchenschädlich sind. Die aktuelle Diskussion über Fakes sollte allen ein Anreiz sein, die Karten nicht länger verdeckt zu spielen, sondern der Wahrheit die Ehre zu geben.
Beispiel Fakes: Jeder behauptet, sie nicht zu haben, und das auch noch, wenn es in den AGB steht, dass man froh darüber sein darf, von ihnen kontaktiert zu werden.
Zeitung berichtet über einen der Autoren von Fake-Profilen
Ein Mann, der etliche Fake-Profile als schreibender Puppenspieler betreut, sagt, dass die Branche diese „Frauen“ einfach braucht. (1) Man sei dort „auf Schreiber wie ihn angewiesen.“ Man benötige eben Frauen, und die seien nicht in genügender Anzahl verfügbar. Und es scheinen nicht nur junge, notgeile Männer zu sein, die auf die Busenschönheiten fliegen. Nein, sogar „Männer von 40 bis 70 und darüber hinaus“ fielen auf den Bluff herein.
Dabei ist das Prinzip sehr einfach: Wer sich einmal bei einer solchen Börse „kostenfrei“ angemeldet hat, merkt schnell, dass es eine Nullnummer ist, auf die er sich eingelassen hat. Tatsächliche Kontakte sind nicht zu bekommen – man kann teilweise nicht einmal die Nachrichten (E-Mail) lesen, geschweige denn eine Nachricht schreiben oder einen Chat beginnen.
Schon bald nach Anmeldung beginnt der E-Mail-Terror: kein Tag vergeht, an dem nicht irgendwelche supertollen Frauen mit dem neuen Mitglied chatten wollen oder Nachrichten hinterlassen haben, die eventuell „bald gelöscht werden“ falls man sich nicht anmeldet. Manchmal klingt es so, als würden die Werbetexter schreiben: hey, hol dir doch endlich die geile Maus, bevor sie dir ein anderer wegschnappt“. Das ist der alte Trick, mit dem schon mancher Ehemakler in früheren Zeiten gearbeitet hat – und manche Partnervermittler tun es noch heute.
Ständiges Werbegetrommel nach Anmeldung
Fällt jemand auf das Werbegetrommel mit halb- oder ganz nackten Schönheiten herein, dann muss er ein Abo auf den „Frauenzugriff“ abschließen – teils mit dubiosen Zusatzleistungen, die werde sinnvoll noch nötig sind. Auch eine andere Variante, die nicht zum Abo führt, ist beliebt: Man muss eine Kunstwährung, oftmals „Coins“ genannt, kaufen. Für die „Coins“ darf man dann sogenannte Chat-Nachrichten schicken. Das sind meist sehr kurze Nachrichten, in denen man kaum etwas mitteilen kann.
Was glauben Sie, ist im Interesse der Betreiber? Natürlich, dass möglichst viele Chat-Nachrichten verschickt werden, damit schnell Geld in die Kasse gespült wird. Bereits nach ein paar Tagen merkt der Neuling: Ei potz, das kostet ja alles mächtig viel Geld, und die Kunst-Münzen sind ja ganz schnell verbraucht. Die Unvorsichtigen unter den Benutzern kaufen dann gleich „Coins“ für 500 Euro.
Fakes bringen richtig Geld in die Kasse
Woran habend die Betreiber das größte Interesse? Natürlich daran, dass möglich viele Chat-Nachrichten versendet werden. Und viele Chat-Nachrichten lassen sich am besten dadurch erzeugen, dass man Fake-Profile erfindet, die sich zwar kontaktieren, aber natürlich niemals treffen lassen. Dabei spiegeln die Lockvögel gute Gründe vor: Zum Beispiel werden bei Sex-Börsen vorzugsweise „verheiratete Frauen mit Kindern“ als Fake-Profíle verwendet. J, und so gerne dann die frustrierte Ehefrau auch den älteren Herrn zum Vögeln treffen würde: Es geht eben nie: die Kinder … der Job … der eifersüchtige Ehemann. Irgendetwas geht immer.
Die meisten Fakes werden im Sex-Geschäft ausgestreut
Das Beispiel zeigt schon, wo Fakes am Meisten und am Liebsten eingesetzt werden: Im Geschäft mit Angeboten von angeblich notgeilen Frauen, vernachlässigten Ehefrauen, lustbetonten jungen Studentinnen … und alle, alle haben freizügige Fotos. Entweder im Bikini, mit transparenter Bluse, im offenem Bademantel. Hilft diese Verlockung noch nicht, so werden Frauen mit nackten Brüsten präsentiert, und schlägt auch die nicht ein, so gibt es Ganzkörperfotos oder Bilder in ordinären Posen. Der Ursprung liegt zumeist in internationalen Pornografie-Seiten.
Gelegentlich – und hier beginnt die Grauzone – sind die „Fakes“ sogar reale Personen, die sich tatsächlich irgendwann einmal angemeldet hatten, aber nie Vollmitglieder wurden … und damit ist die Trickkiste noch lange nicht ausgeschöpft.
Wie weit der Griff in die Trickkiste bei einzelnen Singlebörsen reicht – darüber spricht niemand, und selbst wenn „Insiderdokumente“ ans Tageslicht kommen, wird das „weggelächelt“ oder juristisch abgewürgt.
Wo bleiben die Ehrenerklärungen auf Fake-Freiheit?
Dabei wäre alles so einfach: Eine Ehrenerklärung abzugeben, dass man sich keiner internen oder externen Animateurinnen (Lockvögel) bedient, sollte jedem seriösen Unternehmen möglich sein. Und sich freiwillig zu einer saftigen Strafzahlung zu verpflichten, sollte man doch Fakes erzeugen, wäre ein Anfang. Und aus den AGB sollten die Unternehmen, die betroffen sind, schnellstens den Passus entfernen lassen, dass man sich von irgendwelchen internen oder externen Personen, die gar keine Partner suchen, kontaktieren lassen darf.
Hinweis: (1) Die Zitate und einige Informationen wurden in der Zeitung DER WESTEN gefunden. Der größte Teil aber beruht auf Beobachtungen des Autors dieser Zeilen.