Frauen – wie bereit sind sie wirklich für den schnellen Sex?
Sie sollten den ersten und zweiten Teil lesen, bevor Sie zum dritten Teil übergehen – wirklich. Und dann sollten Sie bedenken, dass hundert Jahre eine verdammt kurze Zeitspanne sind. Das mag erklären, warum die bürgerliche Moral immer noch in weiblichen Herzen, Hirnen und Höschen Stoppschilder hinterlassen hat.
Teil 1: Frauen ohne Lust – Männer von Lust getrieben
100 Jahre früher – eheliche Pflichten ohne Vergnügen
Vor etwa hundert Jahren gingen Frauen üblicherweise ohne erotische Fähigkeiten, Fertigkeiten oder gar sinnliche Künste in die Ehe. Von Romanik umlullt und sexuell in Unkenntnis gelassen, ahnten sie nicht einmal, was genau sie in der Hochzeitsnacht und später erwartete. Die meisten von ihnen waren entsetzt darüber, dass der Ehemann regelmäßig den Anspruch an sie stellte, sich hinzulegen und die Beine zu spreizen. Doch da dies offenbar die „eheliche Pflicht“ war, die auch von den guten Christenmenschen gutgeheißen wurde, taten sie es eben – auch gegen ihren eigentlichen Willen. Viel Freude hatten sich ohne Zweifle nicht daran.
Das jedenfalls galt für die Mehrheit der Bürgertöchter. Diejenigen Frauen, die schon vor der Ehe wussten, was gefordert wurde und diejenigen, die sich lustvoll gebärdeten, wurden fast immer mit dem Attribut der Sittenlosigkeit belegt. Lediglich einige wenige, die Lücken im System der Bevormundung und Überwachung fanden, konnten mithilfe von Freundinnen und Querverbindungen zu Künstlerkreisen vorab erproben, was ihnen bevorstand. Und einige von ihnen entdeckten durchaus, dass die „Sache“ gewisse Aspekte hatte, die durchaus lustvoll waren.
Männer nur außerhalb der Ehe war Sex ein Vergnügen
Bei den Männer war immerhin ein Teil auf den Geschlechtsverkehr vorbereitet worden. War die „Erste“ eine der weitläufigen weiblichen Verwandten, die dergleichen gelegentlich übernahmen, so konnte der Jüngling sich glücklich schätzen, weil er sich Zeit nehmen durfte und ein bisschen erotischen Duft in die Nase bekam. Schwieriger war es schon, wenn es lediglich darum ging, eine halbe Stunde mit den Fakten konfrontiert zu werden – Väter schickten ihre Söhne zu diesem Zweck oftmals in Bordelle. Da nun aber wenige Männer wirklich positive erotische Erfahrungen mit sinnlichen Frauen hatten, konnten sie dies auch nicht an ihre Ehefrauen weitervermitteln. Das Rad schien sich einer Weise weiter zu drehen, die Tradition hatte: Die Ehefrau war für die Fortpflanzung zuständig, die Geliebte auf Zeit für das Vergnügen.
Für die Zeit war also typisch, von der Ehefrau keine sexuelle Lust zu erwarten. Stattdessen befriedigten Männer, die es sich leisten konnten, ihre Lüste bei einschlägigen Adressen.
Teil 2: Erstes Schnüffeln an Erotik, Orgasmus und Neugierde
50 Jahre früher – Neugier legt Lüste frei
Vor etwa fünfzig Jahren erst begann die Frontstellung „lustlose Frauen – allzeit sexbedürftige Männer“ aufzuweichen. Plötzlich sprach man vom Orgasmus – ein Wort, dass man zuvor öffentlich niemals in den Mund nahm. Und Frauen begannen massenhaft, über Befriedigung, Sex, Orgasmen, Dildos und andere kleine Helfer nachzudenken – und zwar durchaus parallel zur sich prüde gebende Frauenemanzipation. Zwar war „Sex vor der Ehe“ unter jungen Frauen zunächst immer noch mit dem Makel des „unanständigen“ belegt, das sich für eine Bürgertochter „nicht gehörte“. Doch wuchs das Interesse an erotischen Themen in dem Maße, in dem sich die Welt der Frauen verselbstständigte. Frauen wurden nicht einfach mehr vom Elternhaus an den Ehemann „durchgereicht“, sondern begannen, ein eigenständiges Leben zu führen.
Wirtschaftliche Unabhängigkeit schafft auch sexuelle Freiräume
Zwischen den 1970er Jahren und den 1990er Jahren konnte man feststellen, dass die modernen Frauen immer mehr darauf bestanden, zwischen der Teenagerzeit und der Ehe ein möglichst unabhängiges Leben zu führen. Dazu gehörte so gut wie immer auch sexuelle Erfahrungen mit zwei bis drei Männern – möglichst in mehrmonatigen Beziehungen. Außerdem gab es immer mehr Frauen, die auch mit über 25 noch keinen Luste hatten, sich über längere zeit zu binden – sie mussten ja nicht mehr befürchten, als „alten Jungfern“ zu enden. Zu Anfang dieser Entwicklung tarnten diese Frauen aus gutem Hause ihre Gelüste noch, indem sie Heiratsanzeigen aufgaben, die einzig dafür bestimmt waren, den Anschein der Wohlanständigkeit zu wahren.
Teil 3: Lust am Sex auch ohne Ehe – aber etwas diskret, bitte
Heute – Lust freischwebend, aber voller Irrtümer, wie verfügbar sie ist
Und heute? Heute beklagen sich junge Frauen, dass schon nach drei bis fünf Beziehungs-Jahren nichts mehr los ist im Bett. Sie schreiben an Psychologen und Sex-Beraterinnen, was sie tun können, um ihre Kerle wieder anzuheizen und denken an Seitensprünge, falls dies nicht gelingt. Frauen, die zwischen 25 und 35 noch ledig sind, suchen sich erotische Vergnügen auf allen Ebenen. Soweit sie „weit davon entfernt“ sind, zu heiraten – was auf viele erfolgreiche Frauen zutrifft – nehmen sie sich Männer a la Carte. Das funktioniert tadellos, weil Männer sich so gut wie immer auf einen ONS einlassen, wenn die Frau nach einer kurzen Begegnung mehr oder weniger offenkundig darauf zusteuert. Lediglich Frauen von über 40 weigern sich oftmals, sich auf diese Art zu vergnügen – unzweifelhaft stecket ihnen noch „in den Knochen“, dass ein „anständiges Mädchen“ so etwas nicht tut.
Von Casual-Dating zu Sex-Dating – und ein großer Irrtum
Etwa gegen Mitte des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrhundert wurde der Aspekt der lustvollen berufstätigen Frauen mit hohen Einkommen von Online-Dating-Unternehmen ausgeschlachtet. Die These dieser mit „Casual-Dating“ werbende Unternehmen war, dass es mittlerweile viele Frauen geben würde, die sexuell bedürftig waren, sich aber aus manchen Gründen scheuten, ihre Lover in Bars zu suchen. Da „Online-Dating“ gerade wüst „en vogue“ war, hofften sie, auf diese Weise eher bürgerliche Frauen anzulocken, die hier in aller Ruhe ihre Lover suchen konnten.
In einem geschickt verbreiteten Mix aus Fakten (mehr gebildete Frauen, mehr Frauen, die kurze, intensive Beziehungen suchten) und männlichen Sehnsüchten wurde die Idee dann vermarktet, und selbst ich (und manche Kollegen) hielten diese PR-Aktionen für pure Fakten, weil es eine tatsächlich existierende Entwicklung im Hintergrund gab.
Indessen hatte die Sache einen Haken: Frauen sind äußert vorsichtig, wenn es darum geht, offenkundig nicht als den Körper anzubieten, auch wenn es im Endeffekt nur darum geht, ihn in Wallungen zu versetzen und dabei Lust und Befriedigung zu erlangen. Was lag (und liegt) da näher, als auf die altbekannte Masche zurückzugreifen: „Beziehung gesucht.“ Sehen Sie,wie kennen doch alle die Frauenbehauptung, Männer würden Beziehungen versprechen, aber es ginge ihnen doch nur darum möglichst schnell zum Vögeln zu kommen. Nur –das funktioniert auch anders herum. Und genau das setzt die Strategie der Frauen an, die nichts wollen als ein bisschen Vergnügen auf Zeit. Ich konnte erst vor Kurzem mit einem sehr verlässlichen, recht ansehnlichen Mann sprechen. Er sagte mir, dass bei Damen dieser Art genau geplant wäre, wann es sein sollte und wie –meist romantisch, wie mit einem langjährigen Freund, dabei aber äußerst wild, was die sexuellen Wünsche betrifft. Tatsächlich handelte es sich aber in den Fällen, dien er persönlich kannte, immer um Profile in „ganz normalen“ Singlebörsen, in denen kaum etwas darauf hindeutete, dass es überwiegend um Sex ging. Es war nicht min ersters Gespräch dieser Art. Teils beklagen sich die Männer sogar, dass diese schönen, selbstbewussten Frauen nicht mehr von ihnen wollten – sie wären ideale Ehefrauen gewesen. Wobei mir einfällt, dass sie möglicherweise die Ehefrauen anderer Männer waren – aber dafür habe ich keine Belege.
Irrtum als Masche: Die männliche Begierde wird ausgenutzt
Kommen wir nun zu dem, was Sex-Börsen heißt, manchmal abgemildert als Flirtbörsen – von anderen Firmen, die verbal mit „heißen Miezen“ und optisch mit Frauen in Erotik-Posen werben, einmal ganz abgesehen.
Da gilt einfach der Grundsatz: „Männer mit heißen Köpfen und Beulen in der Hose glauben alles, auch wenn das Meiste dagegen spricht.“ Die FAZ hat sie neulich auf einen Nenner gebracht:
«Wie naiv musste man sein, um sich auf der Seite „für gleichgesinnte Erwachsene“ anzumelden und vor allem der bis heute dort angepriesenen Sicherheit für zu hinterlegende Kreditkartendaten zu vertrauen? »
Männer – so lehrt die Erfahrung – sind wesentlich zu leichtgläubig, wenn ihnen das Unerreichbare angeblich zu Füßen gelegt wird. Ihre Kernkompetenz, die logische Abwägung, wird oft Ausgehebelt, sobald sie „Muschigeruch“ wittern. Eigentlich ist das werde neu noch besonders originell. Aber es wird eben immer wieder versucht.
Fazit: Frauen sind wählerisch geblieben
Ziehen wir ein Fazit:
Frauen sind wilder, nahbarer und bereitwilliger geworden, wenn es körperliche Lüste geht. Aber sie sind wählerisch geblieben, wenn es um die Männer geht, die sie dafür einspannen wollen. Eigentlich, so denke ich, sollte dies keinen Mann verwundern.
Bild: Illustration zu einem Buch (1907) – die Männer suchten die Lust eher außerhalb der Ehe.