Die Woche: Entschleunigung, Liebe, Sex, Dummheit, Huren und Ökonomie
Wenn Sie in einer Welt leben sollten, in der Luxusdiskussionen um den besten Partner, die mieseste Prostitution oder vielleicht gar über die Kleiderwahl bei „Shopping Queen“ geführt werden, nun ja. Dann sind sie vom Wesentlichen genügend abgelenkt.
Doch was ist das Wesentliche? Es ist ein erfülltes Leben, nicht die Jagd auf ein noch besseres Leben, was sich möglicherweise hinter der nächsten Tür versteckt. Nahezu jeder Deutsche hat die Möglichkeit, dieses Ziel frei zu bestimmen und zu verfolgen – in Frieden, Freiheit und Gleichheit. Vielleicht sollte man dass diesem Volk, das von Neidhammeln durchsetzt ist, einmal deutlich sagen: Ihr habt keinen Grund, dauernd herumzujammern.
Von netten Menschen und leckenden Rindern
Ich war in diesem Sommer in Wales. Ruhige Fleckchen, gelassen, ländlich, und in den letzten Jahren sehr aufgeschlossen, sogar gegenüber Engländern, die dort einströmen, weil das Leben dort billiger ist. Ein Polizist hat mir ein Taxi bestellt, eine Landlady per Handy zu ihrem verborgenen Anwesen gelotst (Sie müssen die Straße links vom Briefkasten nehmen) und irgendwann habt mich eine Herde Rindviecher so geliebt, dass sie mich alle belecken wollten.
Sommerloch, Sex und CDU
Wow! Da hat doch die CDU-Fraktion in Thüringen tatsächlich das Wort „Frühsexualisierung“ zu Papier gebracht – Panikmache gegen eine klitzekleine Bildungsreform in Thüringen. Offenbar wollte die CDU ihr geschmackloses Süppchen auf dem Glutofen des Sommerlochs kochen. Schließlich ging es um Sex – wie interessant nicht wahr? Hat aber niemanden interessiert.
Dummheiten beim Date: 36 Fragen zu Gefühlen in 45 Minuten
In Sommerloch passen auch die 36 Fragen, die man seinem Partner während eines ersten Dates stellen sollte – vor allem, wenn „peinliche Gesprächspausen“ auftreten. Im Grunde sollten sich Journalisten schämen, die solche Artikel schreiben. Tun sie aber nicht. Ob die Dame einmal versucht hat, 36 Fragen in 45 Minuten in der vorgegebenen Reihenfolge“ zu stellen und draus ein Bild vom Partner zusammenzupuzzeln?
Singles will eigentlich niemand – Menschen sind gefragt
Menschen über 30 haben es deutlich schwerer, einen passenden Partner zu finden, und je etablierter sie sind (oder es zu sein glauben), umso schwerer wird es. Fühlen sie sich dann auch noch als „Singles“ und stellen sie das bei jeder Gelegenheit heraus, dann sind sie – möglicherweise einfach lächerlich. Nur – das sagt ihnen niemand, weil sich solche Singles oft gegenseitig darin bestätigen, dass ihr Leben absolut in Ordnung ist. Deshalb mein Artikel: Einen „typischen Single“ über 30 können Sie als Partner(in) vergessen – egal, ob Frau oder Mann.
Entschleunigung beim Suchen, Konsequenz beim Finden
Übrigens kann ich Ihnen verraten, dass die Partnersuche gegenwärtig an zwei Themen scheitert: Der völlig irren Hochgeschwindigkeitssuche, verbunden mit dem deutlichen Mangel an Entscheidungswillen.
Fremdvögeln: Unvermeidlich oder gar „ihr“ gutes Recht?
Über nichts wird so viel gelogen wie über Seitensprünge. Denn ob Frau oder Mann: Wer sie ausführt, schwimmt auf Lust und Wonne, und derjenige, der betrogen wird, und davon erfährt, fühlt sich Scheiße. Nur: Die Klischees, dass der Mann fremdvögelt und die arme Frau darunter leidet, stimmt nicht. Frauen sind keine Kostverächter, und falls der Ehemann ausschließlich mit Geld verdienen beschäftigt ist, sehen Frauen das Fremdvögeln ungefähr so wie den 14-tägigen Gang zum Friseur: Ach, das empfinde ich als mein gutes Recht.“
Huren aus feministischer Überzeugung bestrafen?
Feministinnen sind zwar unerbittliche Kämpfer für Frauenrechte, nur sind sie sich nicht ganz einig, was Frauenrechte sind. Und ganz offensichtlich schielen ein Teil von ihnen insgeheim nach totalitären Regimen: Prostitution muss ratzfatz abgeschafft werden, weil sie zu Frauenverachtung und Menschenhandel führt. Schwedisches Modell, Totalverbot – Hauptsache, die Ideologie stimmt. Und – wenn sich eine äußert seriöse Menschenrechtsorganisation dafür einsetzt, dass der Staat kein Recht hat, Huren zu bestrafen, auszupeitschen, zu steinigen oder in Arbeitslager zu stecken, dann fahren die Extrem-Feministinnen ihr ganzes Arsenal an Waffen auf. Gegen wen?
Beinahe humorvoll: Der schicke Penis
Humor ist, wenn man dennoch lacht – so zum Beispiel über den Blödsinn, den ein paar Wissenschaftler veröffentlicht und nahezu alle Journalisten begierig aufgeleckt haben. Ein Penis ist ja so süß wenn … ja, ja. Fragt sich nur, wie oft „sie“ sich „ihn“ wirklich mal ansieht.
Liebe, die nicht gerne und selbstlos geschenkt wird, führt zu Tauschhandel
Die Liebe – ach du liebes Lieschen, die Liebe … interessiert die eigentlich noch jemanden? Hübsch wäre ja, wenn wir alle Liebe, Lust und Leidenschaft erleben könnten, ohne in irgendeiner Form etwas dazu beitragen zu müssen. Doch mit den Jahren lernt man: Liebe hat, wie alles andere auch, was wir uns sehnlich wünschen, einen Preis. Den zahlen wir üblicherweise nicht in Geld, sondern indem wir „psychische Genussscheine“ ausloben, jedenfalls als Männer. Die bieten wir dann Frauen an, die daraus ihr psychischen Einkommen“ (1) erzielen. Das mag zynisch klingen, sicher – aber es ist ökonomisch sinnvoll.
Gut, gut, das lesen Sie nicht gerne. Aber ich frage mich, wie die Liebe an Menschen herankommt, die keine psychischen, sozialen oder finanziellen Boni dafür versprechen.
(1) Lesen Sie dazu bitte Gérard A. Bökenkamp, „Ökonomie der Sexualität“