Das Rindvieh und ich
Rinder waren bisher nach meiner Auffassung friedlich grasende Tiere, die von mir so wenig Notiz nahmen wie ich von ihnen.
Was sprach also dagegen, über die Weiden eines Bauern zu wandern, der eine paar Stücke Rindvieh auf einer Bergwiese hielt?
Eigentlich nichts – außer, dass die Rinder in mir alsbald einen Menschen erkannten, der dazu bestimmt war, sie von der Weide zu führen. Also zottelte bald ein Dutzend Rindviecher hinter mir und selbstverständlich auch neben mir her, leckten mir die Hände, die Jacke und die Fototasche und stupsten mich mit ihren Köpfen.
Ich versuchte, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, aber mir war die rinderische Sprache (vor allem auf Walisisch) nicht sonderlich geläufig, und so konnte ich mich erst durch das Gatter wieder von der Herde trennen, die ich anführte.
Nun habe ich im Laufe meines Lebens schon manches Grüppchen geführt, auch solche, unter denen ein paar menschliche Rindviecher waren. Aber sie haben mich jedenfalls nicht beleckt – und ich kann Ihnen allen versichern – eine Rinderzunge ist in der Natur doch recht groß.