Und immer wieder lockt die Zweisamkeit …
Single zu sein ist, selbst wenn man ihn sehr wohlwollend betrachtet, kein zufriedenstellender Zustand. Klar – es gibt eine Single-Kultur. Gerade wurde ein Single-Magazin bepreist, das sich an längst vergangene Zeiten anlehnt: Ein Liefestyle-Magazin für beide Geschlechter, trendig aufgemacht. Das Magazin gewann gerade den Single-Award, eine Auszeichnung, die sozusagen für die „Verdienste am Single“ vergeben wird. Das neue Magazin (Trendy Single) erschien erstmals im Juli 2014 und richtet sich nicht nur an Singles, die es bleiben wollen, sondern auch an solche, die Partnerschaften suchen.
Optisch und inhaltlich ähnelt es einem längst vergangenen Magazin: dem legendären TWEN. Auch der wandte sich an die Menschen zwischen 20 und 30, auch er bevorzugte eine Bevölkerungsgruppe, die gerne Geld ausgab, und auch er hatte etwas von einem Kultmagazin.
Single sein ist keine Ideologie – die Zweisamkeit lockt immer
Doch wie werden sich die Menschen heute finden, in einer Zeit, in der alte Methoden des Kennenlernens schwinden, einstmals bewährte Singlebörsen bröckeln und sich die neueste Methode, die Dating-App als geschmackloser und lästiger Zeitdieb erweist?
Die Zweisamkeit lockt immer noch, aber sie ist keine Notwendigkeit mehr. Noch vor einem halben Jahrhundert war es nahezu unmöglich für ein unverheiratetes Paar, eine gemeinsame Wohnung zu beziehen – und Sex im Single-Appartement war – insbesondere für Frauen – höchst unschicklich. Auch wirtschaftliche Gründe entfallen immer mehr – heute haben Frauen wie auch Männer in der Regel ein ausreichendes eigenes Einkommen, um den eignen Lebensunterhalt zu sichern und genügend Ressourcen, um eine eigene Wohnung einzurichten. Auch das war noch vor 50 Jahren sehr unwahrscheinlich. Und nur der Vollständigkeit halber: Das gilt für Deutschland. Ich war vor einigen Tagen in Budapest, und dort ist es heute noch so: Ein Einkommen reicht selten aus, um Wohnung und Hausstand zu finanzieren.
Die Zukunft – TINDER, FACEBOOK oder PARSHIP?
Doch wie werden sich die jungen Menschen – und die nicht mehr ganz so jungen – in Zukunft kennenlernen und Kontakte erweitern? Durch FACEBOOK, TINDER oder WhatsApp und all die anderen zeitaufwendigen Möglichkeiten?
Ohne den Firmen zu nahe zu treten: Die Begegnungen durch schnelle Smartphone- oder Internetkontakte beruhen alle zu wenigen Prozenten auf Wahrheit und zu einem sehr hohen Prozentsatz auf Illusionen.
Zudem hat sich das verändert, was man salopp als „Datingverhalten“ bezeichnet. Die „hybride Suche“, („Hybriddating“) also die Partnersuche mit offenem Ausgang für Bett und Ehe gab es zwar schon immer, beschränkte sich aber auf mutige Frauen und Männer. Heute sind Verabredungen mit dem Ziel eines ONS und Hybriddating weit verbreitet, besonders beim Smartphone-Dating. Aber auch bei der sogenannten „seriösen“ Partnersuche gehen Frau und Mann inzwischen „hybrid“ vor: Wer offenkundig nicht als Ehepartner taugt, aber smart und erotisch interessant ist, darf zumeist mit ins Bett. Die nachträgliche Klage von Frauen, sie hätten dies niemals gewollt, wird so langsam zum Ladenhüter.
Was ist im Trend? TINDER oder PARSHIP? Loovoo oder Friendscout24? Die neue Masche, sich interviewen und fotografieren zu lassen, um in einschlägigen Blogs erwähnt zu werden? Oder doch lieber ausgehen? Speed-Dating oder gar der angeblich launige Nachfolger F2F-Dating (1), für das nahezu täglich getrommelt wird? Beide Formen schaffen zumindest persönliche Kontakte – falls man auf Geselligkeit und Konkurrenzsituationen Wert legt.
Alles taugt ein bisschen – aber nur ein persönliches Konzept hilft weiter
Im Grunde taugt dies alles nur ein bisschen. TINDER und LOVOO sind im Grunde viel zu oberflächlich, jedenfalls für lang anhaltende Beziehungen. Friendscout24 oder neu.de ist das Angebot groß, die Auswahl aber umso verwirrender, und PARSHIP hat zwar eine anständige Beziehungsquote, ist aber nicht für alle Persönlichkeiten und Altersstufen gleichermaßen geeignet – Ähnliches gilt für die hier nicht genannten Mitbewerber.
Speed-Dating ist unzuverlässig, und bei F2F-Dating ist Leutseligkeit nahezu Voraussetzung. Und: Irgendwie funktioniert das „organisierte Dating“ sowieso nur in Großstädten und ihrer Umgebung.
Angesichts diese Vielfalt mit eingebauten Knackpunkten: Was soll man tun? Mein Rat: Viele Leute kennenlernen, egal, wie. Die Faustregel lautet: Smartphone-Dating bei viel Zeit, großem Spieltrieb und wenigstens latenter ONS-Bereitschaft. Online-Partervermittler wie PARSHIP bei festem Beziehungswunsch ab 30, möglichst mit großem örtlichen Radius, normale Singlebörsen bei Unentschlossenheit. Dabei aber ständig unter Leute gehen, an Veranstaltungen teilnehmen und auch die Nischen der Beziehungssuche ausloten.
Methoden zur Selbst-Motivation helfen weiter
Was nicht nur angeblich hilft, sondern wirklich stark motiviert, sind „Selbsterfüllende Prophezeiungen“, allerdings nur positive. Selbst bei mir, einer Person, die alles andere als abergläubisch ist. Aber vielleicht war es auch meine „Why Not-Einstellung“, die mir half. Jedenfalls aß ich an einem trüben Herbstabend mit Kollegen in der Nähe von Stuttgart chinesisch. Natürlich muss man dann die Inhalte der Glückskekse vorlesen, und auf meinem Zettel stand: „Sie werden eine große Reise machen, die Ihr Leben verändern wird.“ Ich dachte – offen gestanden – an meine Afrikareisen, die mein Denken bereits gründlich verändert hatten. Doch kurz darauf reiste ich mit der „Why-Not-Prinzip“ nach Budapest – und seither hat sich mein Leben wirklich stark verändert.
Das Konzept, das Ihnen nützt
Ich fasse hier noch mal zusammen:
– Online weiträumig, aber gezielt suchen ist die beste Methode ab 30 für feste Partnerschaften.
– Dabei nie vergessen, dass der geeignete Partner möglicherweise auch in der Umgebung zu finden ist – also die eigene Umgebung aufmerksam beobachten.
– Selbsterfüllende, positive Prophezeiungen nutzen.
– Das „Why-Not-Prinzip“ (2) aktivieren.
(1) FTF – normalerweise jedes Date in der Realität. Von einem deutschen Unternehmen benutzte Bezeichnung für Gruppen-Dates.
(2) Why-Not-Prinzip: Stellen Sie sich bei großen, aber ungewohnten Herausforderungen zuerst die Frage „Warum eigentlich nicht?“ statt sich einzureden: „Das klappt sicher nicht“.