Lügen ist verwerflich – und dennoch werden wir täglich belogen
„Weh dem, der lügt“ … vor langer Zeit hat dies eine gekränkte Autorin über mich geschrieben. Wie immer in solchen Fällen streite ich mich nicht darüber – was manche Zeitgenossen offenbar in Rage bringt.
Was bedeutet eigentlich „Lügen“?
Lügen heißt ja, entgegen besserem Wissen die Unwahrheit zum eigenen Vorteil zu verkünden. Oder, wie ich einmal schrieb „Lügen heißt … die Wahrheit zu verdrängen, um sich mit einer veränderten Aussage besser darzustellen.“ Nun können Sie mit Fug und Recht sagen, dass dies in vielen Medien von Journalisten exakt so betriebenen wird …, und zwar in voller Absicht.
Warum stören uns Lügen normalerweise gar nicht?
Warum stören uns eigentlich Lügen, wenn wir ihnen doch täglich in der Presse begegnen? Die Antwort mag verblüffen: weil uns die meisten dieser Verdrehungen der Wahrheit nicht direkt betreffen. Wir haben gelernt, dass der Journalismus der Mainstream-Presse uns mit unterschiedlichen Qualitäten von Wahrheit konfrontiert. Das müssen nicht immer Lügen sein – oftmals wurden Artikel einfach aus fragwürdigen Quellen übernommen, oder man machte eine der berühmten Mücken zum Elefanten. Manchmal – das betrifft die Dating-Branche und ihr Umfeld – wird als „wahr“ bezeichnet, was mehrfach behauptet wurde.
Wir ärgern uns nur dann, wenn wir durch Lügen geschädigt werden
Doch wann ärgern uns Lügen? Wenn wir tatsächlich in unserm Vermögen, unserer Gesundheit, unserer Psyche einen Verlust erleiden, oder einem sonstigen sensiblen Gebiet falsch informiert wurden. Konkretisieren wir dies doch einmal: Wenn eine Ehefrau „fremdgeht“, dann ist das zwar ein Bruch des Versprechens, das sie dem Mann bei der Eheschließung gab, aber keine Lüge. Solange sie dieses Verhältnis „auf kleiner Flamme“ kocht und die eheliche Gemeinschaft aufrechterhält, kann von einer Lüge gar keine Rede sein. Zur Lüge wird erst die Aussage: „Nein, ich habe kein sexuelles Verhältnis mit Herrn X.“
Nicht der Seitensprung ruiniert die Ehe, sondern das Eingeständnis
Nun komme ich zu einem entscheidenden Punkt: Wenn es wirklich eine Affäre ist oder war, ein kleiner Ausflug in sinnliche Welten … warum sollte der Partner davon jemals erfahren? Was nützt es ihm, wenn er davon weiß? In sehr vielen Fällen wird die Ehe ja nicht durch Seitensprünge, sondern durch Geständnisse derselben ruiniert.
Die bösen Folgen erzwungener Geständnisse
Sehen wird die Sache nun mal andersherum: Was hätte der Ehemann davon, solch ein Geständnis zu erzwingen, außer vielleicht die Ehescheidung? Grenzt es nicht an Inquisition, jemanden ständig des Seitensprungs zu verdächtigen? Müssen wir nicht die Kontrollfreaks und heimlichen verbalen Folterknechte hassen, statt die Personen zu verachten, die sich kleine Fluchten aus dem Alltag leisten? Sehen sie, es gibt durchaus Fälle, in denen Ehepartner erst durch das ständige Misstrauen auf die Idee kamen, „fremdzugehen“. Und auch dies ist eine Erfahrungstatsache: Der misstrauische Partner wird eher „betrogen“ als der gutgläubige. Wer es nicht glauben will, dem kann es logisch bewiesen werden: Der Partner, dem misstraut wird, weiß, wann, wie und wo er kontrolliert wird. Er kann sich also in Ruhe ein Schlupfloch suchen.
Ob es sich nun lohnt, sich als offenkundiger oder heimlicher Inquisitor aufzuspielen? Ich bezweifle es.
Verhöre bei Dates nicht zulassen – Tacheles reden
Wobei ich noch zwei Punkte erwähnen möchte. Der Erste besteht darin, dass es immer noch viele Frauen (und manche Männer) gibt, die bereits mit dem Verhör beginnen, wenn noch nicht einmal eine Beziehung besteht: beim ersten Treffen. Da hilft nur zweierlei: Entweder Tacheles reden (per Metakommunikation) oder wortlos aufstehen und gehen. Menschen, die gleich beim erste Date „Verhöre“ anzetteln, sind es nicht wert, dass man ihnen auch nur minimale persönliche Auskünfte gibt.
Der häufigste Irrtum: Verwechslung von Lüge und Absichtsänderung
Der zweite Punkt: Absichtsänderungen sind keine Lügen. Wenn Sie glauben, dass jemand eine dauerhafte Beziehung oder gar eine Ehe mit Ihnen eingehen will, nur weil es offiziell danach sucht, dann ist keinesfalls sicher, dass er sie ausgerechnet mit Ihnen eingehen will. Und falls Sie eine Frau sind und wirklich glauben, dass dies „typisch männlich“ sei … dann sind sie schiefgewickelt. Bereits in den 1970er Jahren verbargen sich hinter manchen Heiratsanzeigen (ja, Heiratsanzeigen) Frauen, die einfach nur mal „schick und unbemerkt“ vögeln wollten. Und heute? Heute entscheiden bereits viele Frauen beim Date, ob der Typ vor ihr zu gar nichts, als potenzieller Ehemann oder als Lover taugt.
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