Weltfrauentag: warum die Veredlung der Frauen aufhören muss
Was haben Katholiken und Feministinnen gemeinsam? Sie verherrlichen und veredeln Frauen, aber sie versuchen auch, sie zu bevormunden.
Wie bekannt, wird in der katholischen Kirche eine gewisse Maria über alle Maßen verehrt. Mit ihr soll, so die katholische Auffassung, die Erbsünde, für die eine andere Frau, Eva, verantwortlich war, getilgt worden sein.
Und die Feministinnen? Vom Beginn der Emanzipationsbewegung in England war klar, wohin der Weg führte: Die Vergötterung oder besser die Vergötzung der Frau sollte bleiben – und möglichst noch ausgebaut werden. Denn der Weg der Suffragetten war klar vorgezeichnet: Sie wollten respektable, bürgerliche Frauen sein, die wählen duften, einem Gewerbe nachgehen und studieren – von der Lust am Leben und an der Liebe war nicht die Rede.
Feminismus als bürgerlicher Aufguss – ein Leben ohne Lust
Vom ersten Tag an hatten diese Bürgerfrauen nicht im Sinn, ein leichtes, sinnliches, lustbetontes Leben zu führen – die Keuschheitsgebote des Judentums, des Christentums und des Bürgertums waren viel zu tief in ihren Seelen verankert und dort in Ketten gelegt. Die Suffragette Christabel Pankhurst brachte dies 1913 deutlich auf den Punkt (1):
Das Wahlrecht für Frauen und Keuschheit für Männer.
Doppelziel: Mehr Rechte für Frauen bei gleichzeitiger Abwertung der Männer
Das Doppelziel, das später erweitert wurde, kann als feministisches Credo bezeichnet werden, das bis heute als Doppelstrategie des Feminismus beachtetet werden kann. Es hat folgende Komponenten:
1. Gleiche Rechte und Pflichten für Frauen und Männer fordern und notfalls einklagen.
2. Frauen sollen aber weiterhin verehrt, vergöttert und vergötzt werden.
3. Männer bedürfen der Belehrung über ihre Kommunikation.
4. Frauen sollen sich keusch und züchtig darstellen – Männer sollen sich so verhalten.
5. An Universitäten wird eine „Genderforschung“ eingerichtet, die hauptsächlich dazu dient, Unterschiede im Verhalten herauszuarbeiten und diese dann zu bewerten.
Obgleich es auch Menschen gibt, die den Punkt eins dieser Aufstellung kritisieren, sind es die übrigen Punkte, die als Ideologien abgetan und bekämpft werden müssen. Es scheint, als hätten die Feministinnen neue Gebote erlassen. Hier einige davon:
Du sollst Frauen vergötzen
Der zweite Punkt, die Vergötterung und Vergötzung der Frau, hat ja nicht mit der Marienverehrung begonnen, sondern ist nur ein Ersatz für die Göttinnen der Volksreligionen. Das Bürgertum hatte der Frau freilich eine andere, ebenso „heilige“ Funktion zugewiesen: Sie war die Hüterin des Wohlergehens, und in diesem Bereichen (Kirche, Kinder, Küche) die Herrscherin über die innerfamiliären Werte. Eltern (auch Väter) lehrten ihre Kinder, dass Frauen schutzbedürftige, empfindsame Wesen mit zarten Seelen seien, man mit ihnen anderes reden und an denen man anders handeln müsse, als dies bei Männern der Fall sei. An diesem letzten Satz hat sich wenig geändert: In der Jetztzeit gilt: Frauen dürfen alles in verletzender Weise sagen und in beliebiger Weise handeln, wenn ihr Sagen und Tun von ihnen ausgeht. Ist es jedoch ein Mann, der ihr „empfindsames Seelenleben“ angreift, so wird vonseiten der Feministinnen Zeter und Mordio geschrien.
Du sollst deine Meinungsfreiheit einschränken
Zum dritten Punkt ist wenig zu sagen – er ergibt sich aus dem Zweiten. Frauen nehmen sich jedes Recht heraus, Männer in Anwesenheit oder öffentlich abzuwerten – das belächeln Männer leider, statt dagegenzuhalten. Im Gegenzug dürfen Männer kaum wagen, „Bemerkungen“ zu machen – sie werden unverzüglich als Diffamierungen, wenn nicht gar als „Übergriffe“ aufgefasst. Dieses Frauen-Verhalten wird, wie inzwischen bewiesen ist, öffentlich anerkannt und belobigt.
Du sollst keusch und züchtig sein – als Mann allemal
Im Feminismus gibt es zwei Auffassungen: Nach der älteren ist es gut und richtig, sich in Sack und Asche zu werfen, um die eigene Keuschheit und Züchtigkeit auch nach außen zu demonstrieren. Keine BHs, schon gar keine, die optisch die Brüste vergrößern, wenig Haut zeigen, keine auffälligen Röcke oder Kleider, flache Schuhe, wenig oder gar keine Schminke. Die andere Fraktion sagt: Du kannst tragen, was du willst, und wenn dich ein Mann dabei zu auffällig begafft oder gar herausfordert, ist er ein chauvinistisches Arschloch. Was bedeutet: 1913 ist heute. Männer haben gefälligst keusch zu sein – und den Blick zu senken.
Du sollst Unterschiede betonen und verschärfen
Ich denke, auch über Genderforschung muss man nicht viel reden. Da forschen Ideologinnen und Ideologen, um die Unterschiede zwischen Frau und Mann aufzuspreizen und zu verschärfen. Die Geldgeber für diese Forschungen sollten sich überlegen, was sie damit erreichen.
Auswege? Nicht über die Massen, die leicht manipulierbar sind
Im Grunde gibt es nur sehr wenige Menschen, die den Feminismus verinnerlicht haben – was hauptsächlich daran liegt, dass er vom ersten Tag an ideologisch verseucht wurde. Man kann Christabel Pankhurst und Alice Schwarzer wahrlich nicht als Vorbilder der Frauen unseres Jahrtausends ansehen, und die Ansichten der Genderforscher dringen höchst selten bis zu den echten und selbst ernannten Eliten vor. In der Großstadt gibt es manchmal Diskussionen, und in sozialen Netzwerken versuchen Aktivistinnen, ihr Süppchen auf den nach Tausenden zählenden anonymen Massen zu kochen, die sich ebenso schnell empören, wie wieder zurückrudern.
Ausweg: Ja – weg mit den Ideologien!
Im Grunde ist der einzige Ausweg, einander frei und gleich zu begegnen, die Ideologien zu Haus zu lassen und jegliche Form von ideologischer oder religiöser Beeinflussung zu vermeiden. Seit dem Zeitalter der Aufklärung sollten wir eigentlich in der Lage sein, Moralkorsetts, Ideologiefesseln und Sittlichkeitsfloskeln hinter uns zu lassen und einen unvoreingenommen Dialog zu beginnen.
Manchmal allerdings frage ich mich, ob es dafür nicht bereits zu spät ist.
(1) Zitiert nach: „Lust und Freiheit: Die Geschichte der ersten sexuellen Revolution“ (The Origins of Sex). Ich zitierte aus der englischen Version, die ich gerade lese.
Ein Nachsatz: Wenn Sie in einer kleinen Stadt unter ganz gewöhnlichen Mitmenschen leben, hören Sie möglicherweise nicht von alledem. Es ist ein Medienthema – und dies hier ist ein Medium.