Liebe in Zeiten des Gleichheitswahns
Möglicherweise tragen nicht die „bösen Kapitalisten“ Schuld an der Ungleichheit, sondern die „bösen Psychologen“. Letztere predigen dem Volke nämlich in ihrem religionsähnlichen Wahn, wir müssten alle viel Gleicher werden. Gleich denken, gleich fühlen, gleiche Intensionen, gleiche Charakterstärken, gleiche Bildung, gleiches Einkommen.
Das soll angeblich zu glücklichen, harmonischen Ehen führen. Nun haben die Psycho-Päpste zwar keine Beweise dafür, dass Gleichheit zu besseren Ehen und weniger Scheidungen führt, aber das Volk, zu dem sie predigen, handelt offenbar danach.
Nehmen wir mal das Einkommen: Frauen verdienen im Verhältnis zu Männern heute deutlich mehr mehr als – sagen wir – vor 50 Jahren. Gehen wir 50 Jahre zurück, so konnten viele Frauen aufgrund dieser Tatsache sozial aufsteigen. Aber nicht nur das: Weiblicher Pragmatismus, auch „Erdverbundenheit“ genannt, mischte sich vorteilhaft mit dem männlichen Drang, im Beruf vorwärtszukommen.
Frauen würden immer noch gerne „hinaufheiraten“
Heute hingegen haben Frauen eine Super-Ausbildung, und recht viele verdienen damit auch sehr viel Geld. Und was streben sie an? Auf Augenhöhe zu heiraten ist das Mindeste – besser wäre freilich noch, einen Mann zu finden, der mindestens auf der nächsthöheren akademischen Stufe sitzt oder ein noch höheres Einkommen hat. Downdating? Gar nicht daran zu denken!
Es ist nicht der „soziale Stand“ alleine. Die Durchmischung der Gesellschaft förderte und beflügelte in früheren Jahren sowohl das Privatleben wie auch die Gesellschaft als solche.
Psychologen als Sandmänner
Doch die Psycho-Branche geht ja noch viel weiter: Sie will, dass Beziehungen entstehen, in denen Frau und Mann in „beziehungsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen“ übereinstimmen. Was so hochtrabend ausgedrückt noch ganz gut klingt, ist in Wahrheit eine Nullnummer: Kein Mensch weiß, ob die gegenwärtig als „beziehungsrelevant“ etikettierten Eigenschaften tatsächlich eine langfristige, positive Auswirkung auf Beziehungen haben. Kurz: Man streut uns Sand in die Augen.
Ist nun die Psycho-Branche schuld, die uns jahrelang mit der „Religion der Gleichheit“ vollgetrommelt hat? Sind es orientierungslos emanzipierte Akademikerinnen? Oder sind es die Männer, die sich angeblich „nicht bewegen“?
Mögen andere diese Fragen hitzig ventilieren.
Ich hingegen gebe zu bedenken, wie öde und einseitig die Welt wird, wenn nur noch „Gleich und Gleich“ zusammenkommen. Wo bleiben da bitte die kreativen Impulse? Wohin wird sich Deutschland, wohin wird sich Europa entwickeln, wenn wir nichts als „gleiche“ Paare haben? „Gleich“ zu sein bedeutet doch in Wahrheit, einseitig zu werden – was auch die Möglichkeit beinhaltet, auf hohem geistigen Niveau zu verblöden.
Ist die intellektuelle Verblödung schon unter uns?
Im Grunde ist die Verblödung längst da – sie äußert sich in Eindimensionalität von Sichtweisen, in der Behauptung, über den richtigen Weg in die Zukunft zu verfügen und in der Überzeugung, dass es kaum Alternativen zum eigenen Denken geben darf.
Noch schafft Liebe den Mut, anders zu handeln
Dankenswerterweise gibt es immer noch Menschen, die nicht so denken – und die den Mut haben, das Abenteuer von Liebe, Lust und Leidenschaft zu suchen – jenseits aller Dogmen. Von ihnen werden die Impulse ausgehen, das Leben farbenfroher zu gestalten und darauf zu achten, dass wir nicht dafür leben, in Gleichheit zu verkommen, sondern uns in der Vielfalt weiterzuentwickeln. Das hoffe ich zumindest.
Eine ähnliche Meinung lesen Sie hier: Partnerwahl mit Konsequenzen für die Gesellschaft.
Hinweis: sicher ist Ihnen aufgefallen, dass dieser Artikel provozieren soll – ich hoffe, dass er das auch tut.