Frauen und Partnersuche: Die kindliche Illusion, „den Einen“ zu finden
Eine Kolumnistin der „Huffington Post“ bemüht das Großmütterlein, um eine wenig Volksweisheit über die Partnersuche zu verbreiten:
Meine Oma hat einmal über meinen Opa gesagt: „Ich bin in den Raum gekommen und ich habe diesen Mann dort hinten in der Ecke gesehen. Und ich wusste, das ist er!.
Diese „phänomenale“ Erkenntnis reicht ihr offenbar, um zu begründen, warum sie noch Single ist und worauf die denn nun eigentlich immer noch wartet.
Und daraus folgt dann die folgende aus Esoterik und Küchenpsychologie zusammengeschusterte Weisheit:
Man kann den „Richtigen“ nicht übersehen, weil irgendwann weiß man, wer der „Richtige“ ist … Aber auf jeden Fall bleibe ich lieber Single, bevor ich eine Beziehung mit irgendjemanden führe, wo ich mich fragen muss, ob ich diese Person liebe oder ob sie gut für mich ist. Weil das sollte man immer ganz klar mit einem „Ja“ beantworten können. Und das können zu viele Menschen nicht.
Oh, vielen Dank, Ms. Neunmalklug. Allerdings hat die HP-Kolumnistin etwas Wichtiges übersehen: Die Suche nach dem „Richtigen“ ist von vornherein eine Illusion, weil sie unterstellt, dass es „den Richtigen“ wirklich gibt – der existiert allerdings nur im Märchen. Zu erwarten, dass eben jener Märchenprinz eines Tages vor einem stehen würde, und dass es dann „Ping“ macht, ist eine Kleinmädchenvorstellung.
Nun darf diese Frau schreiben, was sie will – Gedanken sind ja bekanntlich frei. Nur den Rest der Menschheit abzuwerten, weil er nicht an Jungmädchenträume glaubt, sondern der Realität in die Augen zu sehen versucht, das hat schon etwas von Selbstherrlichkeit.
Lassen Sie es mich auf einen Nenner bringen: Mit einem anderen Menschen dauerhaft zu harmonieren, ist keine Frage, ob er blitzartig als „der Richtige“ erkannt wird, sondern ob er Eigenschaften hat, die man mag und mit denen man leben kann. Und natürlich auch, ob man ihn liebt.
Also, Menschen, die ihr die Frage nicht spontan beantworten könnt, „ob er (sie) der (die Richtige) ist: Es gibt keinen Grund, an sich selbst zu zweifeln. Sicher ist wichtig, ob eine Person „gut für uns ist“ oder „uns guttut“, aber das können wir nicht einfach mal so hoppladihopp entscheiden. „Gut für uns“ kann jeder sein, der unsere aktuellen Bedürfnisse erkennt und befriedigt. Ob sie längerfristig „gut tut“, wissen wir erst, wenn wir ein wenig Alltag mit ihr erprobt und die gegenseitigen Interessen und Wünsche gegeneinander abgewogen haben.
Falls Sie keinen Partner finden: Schlagen Sie sich „den Einen“ oder „den Richtigen“ endlich aus dem Kopf. Werden Sie erwachsen. Das hilft.