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Studie zur Partnerwahl oder Wissenschaftsschrott?

Manchmal findet man etwas Gutes im Müll – aber man muss sich schon auskennen

Gerade als ich einen Artikel, in dem etwas journalistisch aufbereitet wurde, was den Zeitungen eigentlich peinlich sein müsste: die kritiklose Veröffentlichung von Wissenschaftsschrott über Sex.

Deutsche Zeitungen, aber auch billig gemachte Internetmedien und Blogger haben einen großen Bedarf an Sensationen, die einen Hauch von Seriosität haben. Diesen Hauch von Seriosität geben veredelnde Worte wie „Studien“, „wissenschaftlich“, „Umfragen“, „Professor“ und „Universität“.

Am Beispiel der „Niederländischen Forscher“ lässt sich gut zurückverfolgen, wie Meldungen um den Erdball gehen. Das Thema muss nur genügend dreist sein, und „Sex“ verkauft sich immer. Man könnte die Studie, die ich meine, angesichts der Testmethoden als eine Seifenoper mit Forschungs-Tarnkappe bezeichnen, aber wer wagt das schon? Der entsprechende Artikel muss nun nur noch etwas mehr enthalten: den Namen der Forscherin, den der Universität und den Namen des „Fachblattes“, in dem alles zuerst veröffentlicht wurde. Punkt, Punkt, Komma, strich – fertig ist die wissenschaftliche Maske.

Wie „wissenschaftlich“ ist die Wissenschaft wirklich?

„Seriöse Forschung“ ist immer dann seriös, wenn sie an Universitäten und Instituten durchgeführt wird und die Ergebnisse nachprüfbar dargestellt werden. Doch dass die Forschung „seriös“ ist, heißt noch nicht, dass ihr Wahrheitsgehalt hoch ist. Dazu muss man wissen, dass der größte Teil der Forschungen über Partnersuche, Partnerwahl und Sympathie unter Laborbedingungen mit unerträglich vereinfachten Methoden durchgeführt wird. Hier einige Beispiele:

– Als Partnerwahl wird die Wahl von Fotografien angesehen. Das grenzt an Bluff.
– Einzelne Komponenten werden aus der Partnerwahl hervorgehoben, das Gesamtbild wird aber vernachlässigt. Das ist eine Verfälschung.
– Ein Großteil der Studien wird an jungen Menschen, Studentinnen und Studenten, vorgenommen. Das ist unseriös, weil ich Menschen zwischen 20 und 30 noch entwickeln.
– In aller Regel werden lediglich „Laborversuche“ durchgeführt – es wird also nicht geforscht, wie siech Menschen im wirklichen leben tatsächlich verhalten.
– Oftmals werden die Ergebnisse von Kontrollgruppen nicht bekannt – de Frage ist, ob es überhaupt welche gab.
– Zahllose Studien verwechseln Ursache und Wirkung – nur in Nebensätzen wird, wenn überhaupt, erwähnt, dass dies der Fall sein könnte.
– Die weitaus meisten Studien zur Partnerwahl sind in Wahrheit keine Studien zur Partnerwahl, weil gar nicht festgestellt wird, welche Partner gewählt werden. Es sind Sandkastenspiele. Wollet man wirklich wissen, wie die Partnerwahl erfolgt, müsste man Langzeitstudien anlegen – und die kosten „richtig Geld“.

Nicht alle Studien sind wirklich „Studien“

Hinzu kommt nun aber noch, dass zahllose Umfragen als „Studien“ ausgegeben werden. Der durchschnittliche Leser kann werden entscheiden, wie relevant diese Studie ist, noch kann er die Methoden nachvollziehen. Im Endeffekt weiß er nicht einmal, welche Interessengruppen dahinterstehen, selbst wenn der Auftraggeber genannt wird. Neuerdings werden sogar Datenbankauswertungen von Partnerbörsen als glaubwürdige Anhaltspunkte für das Paarungsverhalten vermarktet. Man kann vom Leser nicht erwarten, dass er weiß, dass die Ergebnisse im Fall „A“ aus einer von Akademikern dominierten Partnerbörse kommen, im Fall „B“ von einer sektiererischen Partneragentur und im Fall „C“ von einer Sexbörse.

Ebenso weiß der gewöhnliche Leser nicht, wie man Fragen so stellt, dass später die erwünschten Ergebnisse veröffentlicht werden können, und er weiß ebenso wenig, wie man Statistiken so manipuliert, dass die Zahlen stimmen, die Aussagen oder Grafiken aber den gegenteiligen Anstrich bekommen.

Mein Rat an Sie: Lesen Sie sogenannte „Wissenschaftsmeldungen“ über Liebe, Sex und Partnerwahl so, wie die Berichte über Stars und Sternchen lesen. Gelegentlich sind sie wahr, gelegentlich ist etwas Wahres dran, und manchmal hat man sich etwa zusammengereimt, was sich nett liest. Wenn Sie etwas aus der Wissenschaft ernst nehmen müssten, dann würden sie es häufig, über Jahre hinaus und von kompetenten Beratern unterschiedlicher Art hören. Die üblichen Tageszeitungen und Onlinemedien hingegen sind in der Regel eitle, geschwätzige und über alle Maßen oberflächliche Informationsquellen.

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   (10. September 2012)