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Welche Eigenschaften führen zur glücklichen Ehe?

Denkfehler: Wissenschaft weiß alles

Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt: Wenn „Gleich und Gleich“ nicht zutrifft (lesen Sie nach, warum „Gleich und Gleich“ Unsinn ist), aber auf der anderen Seite „Gegensätze ziehen sich an“ auch ein ausgemachter Blödsinn ist – ja, was stimmt dann eigentlich? Welche Eigenschaften führen zu einer glücklichen Beziehung oder Ehe? Welche schließen das gemeinsame Glück aus?

Das Glück muss gewollt werden

Die zutreffendste Antwort darauf ist: Das liegt daran, wie beide Partner mit ihrer Beziehung umgehen. Die Zweitzutreffendste wäre: Extreme Eigenschaften sind immer hinderlich, gleich, welche es auch sein mögen.

Forschung im Zwielicht des Zweifels – das Psycho-Modell bröckelt

Ab hier teilen sich die Meinungen. Wie meinen Leserinnen und Lesern bekannt sein dürfte, nutzen so gut wie alle Partnerübereinstimmungstests das „Big Five“-Modell. Doch wann immer das Modell anhand von Partnersuchenden überprüft wird, ergeben sich erhebliche Lücken. Diese werden dann so überkleistert:

Wir haben entdeckt, dass Partnerschaften dann funktionieren, wenn in den drei Dimensionen Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit Ähnlichkeit vorherrscht.

Übrigens lässt sich diese Aussage noch weiter reduzieren, sodass man schon beinahe wieder auf Volksmund-Niveau kommt:

Paare, die bereits seit Jahren in einer glücklichen Partnerschaft miteinander lebten, zeigten deutlich ähnliche Charakterzüge – vor allem was die Freundlichkeit und das Einverständnis anlangt.

Das jedenfalls war die Meinung von Beatrice Rammstedt und Jürgen Schupp, die behaupten, etwa 6000 Paaren auf Übereinstimmung untersucht zu haben. Bevor Sie diesen Aussagen Glauben schenken, sollten Sie wissen, dass selbst diese „laschen“ Forschungsergebnisse inzwischen erheblich bezweifelt werden.

Friede, Freude, Eierkuchen = glückliche Ehe?

Nun wissen wir von anderen Forschern, wie fragwürdig die Art war, in der Rammstedt und Schupp geforscht haben (die Liebepur berichtete darüber). Aber an dieser Stelle sollten wir uns einmal fragen: Sind es denn die Eigenschaften, die eine glückliche Ehe ausmachen? Oder sind es nicht auch (vielleicht sogar überwiegend) die Fähigkeiten, die jeder von uns aus den Eigenschaften entwickelt hat? Ergibt allein der Wunsch nach einer „Friede-Freude-Eierkuchen–Ehe“ schon das Beziehungsglück?

Ich meine, dies sei ein Trugschluss. Sogenannte „Eigenschaften“ bedeuten leider gar nichts – wichtig ist lediglich, wie wir als Menschen diese Eigenschaften entwickeln und in Handlungen umsetzen. Ein und dieselbe Eigenschaft (Geschick im Organisieren) kann beispielsweise dazu genutzt werden, eine schlagkräftige soziale Hilfsorganisation aufzubauen oder ein erfolgreiches Erotik-Unternehmen. Auch den „eigenen Vorteil zu suchen“, also den Egoismus zu leben, kann sehr gesund sein, wenn man damit auch anderen Menschen Vorteile verschafft, wohingegen sein Gegenteil, also der Altruismus, dazu führen kann, sich selbst aufzugeben und an die Allgemeinheit zu verzetteln.

Die simplen Beispiele mögen Ihnen zeigen, dass Eigenschaften so gut wie gar keine Rolle spielen, sondern lediglich die Fähigkeiten, die daraus erwachsen können – oder eben auch nicht. Übrigens müssen gleiche Eigenschaften oder gleiche Fähigkeiten nicht zwangsläufig zu gleichen Zielen führen.

Nicht Eigenschaften – Fähigkeiten entscheiden

In der Ehe ist es ganz genau so. Viele Eigenschaften sind für die Ehe gar nicht relevant, denn zumeist zählen im Alltag die Fähigkeiten, die sich aus durchaus unterschiedlichen Eigenschaften ergeben: Zuhören können, zu Problemlösungen beitragen, Kompromisse finden … kurz alle Fähigkeiten, die im Zweifel die Stabilität gewährleisten beziehungsweise wiederherstellen.

Wie sieht es mit „beziehungsrelevanten“ Eigenschaften aus?

Die Sache mit den „beziehungsrelevanten Eigenschaften“ ist relativ neu. Sie entstammen einer eher kritischen Paarforschung, die versucht, völlig neue Wege zu gehen und die (man höre und staune) ein kybernetisches Modell der Paarentwicklung enthält. Wer damit nicht vertraut ist: Das Modell geht davon aus, dass es innerhalb der Beziehung Anpassungsprozesse gibt, die in einer Rückbeziehung zur Partnerzufriedenheit stehen. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die Paare durch Anpassung zufriedener und durch Zufriedenheit wieder angepasster werden. Dadurch wird am Ende die Paarstabilität erreicht.

Ich zitiere hier mal wieder (von Ina Grau und Hans-Werner Bierhoff)

Paare, die Schwierigkeiten funktional bewältigen können, kaum Belastungen ausgesetzt sind und wenig problematische überdauernde Eigenschaften mit in die Beziehungen einbringen, haben … die besten Chancen, eine stabile und für beide Partner zufriedenstellende Ehe zu führen.

Also – was ist wichtig für das Eheglück?

Wichtig ist vor allem der Wunsch, in der Ehe einen gemeinsamen Hafen zu finden, aus dem man nicht mehr allzu oft auslaufen muss. Die Voraussetzung, die dazu passt, sehe ich in zwei stabilen, aber durchaus anpassungsfähigen Persönlichkeiten, die nicht hochgradig neurotisch reagiert. Die Fähigkeiten, die am dringendsten nötig sind, sind Kommunikationsbereitschaft, Humor, Problemlösungskompetenzen und etwas Geduld. Ferner ist es sinnvoll, wenn aus der Ehe Synergien entstehen, die beiden Partnern bewusst sind.

Alles, was Sie sonst hören, also Psycho- und Partnertests, Tests der Eigenschaften und Gewohnheiten und vieles andere mehr, können Sie notfalls als Hilfskriterien für eine glückliche Ehe verwenden – die meisten dieser Tests haben – es muss leider gesagt werden – überhaupt keine gesicherten Eigenschaften, die für das Glück eines Paares relevant sind.

Zitate von Rammstedt und Schupp aus: DIE WELT.
Die Kritik zu Rammstedt und Schupp in der Liebepur.
Drittes Zitat aus „Sozialpsychologie der Partnerschaft“ von Ina Grau,Hans-Werner Bierhoff
Das kybernetische Modell wurde beschrieben nach Karney & Bradbury.

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