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Die Privatheit, die Zurschaustellung und die Moral-Mafia

Die sogenannten „sozialen Netzwerke“ machen von einer Jugendmentalität Gebrauch, die man so beschreiben könnte: Alles auf eine Karte setzen bei den Affentänzchen, Affären ausbreiten, kompromittierende Fotos veröffentlichen … und noch viel mehr. Doch nicht nur dies: Da wollte man mit 18 noch Model werden und ließ sich schon mal in verführerischen Dessous fotografieren, da gab man mit 21 der Presse ein Interview, wie man auf die Titelseite einer Erotikzeitschrift kam, und alles, alles ist noch da. Nun wurde mir sogar ein Fall bekannt, in dem eine Frau Schwierigkeiten bekam, weil sie sich an der Kunstakademie und auch später noch mit aktiver Aktfotografie beschäftigt hatte – von der Pressesprecherin eines Erotik-Unternehmens, die nach einigen Jahren gar keine gewesen sein will, einmal abgesehen.

Vorbilder der Jugend sollen offenbar klinisch rein leben

Die Zurschaustellung, aber auch nur die Präsentation wird für die meisten von uns niemals bedrohlich, während sie für andere zur permanenten Bedrohung wird: für Politikerinnen und Politiker, Sportlerinnen und Sportler, Funktionärinnen und Funktionäre, Lehrerinnen und Lehrer, kurz all jene Menschen, in denen manche von uns immer noch Vorbilder sehen. Wir erinnern uns an die Hetzjagd der Presse auf Max Mosley, die aufgeblasene Empörung über den Golfer Tiger Woods, oder, sehr aktuell, um die offenbar politisch motivierte Kampagne gegen Dominique Strauss-Khan. Immer wieder werden Menschen, die nicht so leben wollen wie andere, mit Dreckschleudern beschossen. Ob sie nun Anteil daran haben oder nicht, ob die Taten verwerflich waren oder vernachlässigbar – überall gilt, dass „etwas hängen bleibt“.

Frauen werden noch verschont

Frauen wurden bisher verschont – zum Einen, weil in Journalistengehirnen die Schere schon bald angesetzt wird, sobald Frauen betroffen sind, zum Anderen aber auch, weil Frauen noch nicht durchgehend so mächtig sind, dass sie sich ihre erotischen Welten zusammenkaufen können. Falls dies dennoch geschieht, steht die Presse zumeist fassungslos vor den Abgründen der Lust – und zeigt überraschend viel Verständnis.

Die perverse Moral der „gute Bürger“

Dennoch und vielleicht gerade deshalb sollten Frauen vorsichtig sein: In jungen Jahren weiß noch niemand so recht, wohin der Weg einmal gehen wird. Damen, die als junge Frauen erotisch mutig, verrucht und schlampig galten, können zunächst alles werden – bis in der Vergangenheit gekramt wird. Dabei setzt man allerdings bereits „ganz unten“ an: Wer in seiner Jugend einmal Aktmodell war, sollte besser nicht Lehrerin werden wollen. Immer wieder nutzen beckmesserische, dummdreiste Eltern dies, um die entsprechenden Personen unter Druck zu setzen. Die dahinterstehende, perverse Moral ist beinahe unbegreiflich: Sie sagt aus, dass Nacktheit, Sinnlichkeit und Sexualität und damit das gesamte Erwachsenenleben im Grunde genommen eine Sauerei ist. Sie verlangt, dass die betroffenen Personen Musterfrauen nach dem Vorbild des 19.Jahrhunderts sein sollen. Das Gegenteil ist doch der Fall: Wer seinem Körper kennt und ihn mag, der tut nichts Böses, und wer sexuell Böses im Schilde führt, steht nicht zu sich und zu seinem Körper.

Der Zwiespalt – und keine Lösung?

Jeder moderne junge Mensch steht beute in diesem extremen Zwiespalt: Soll er sich der hinterlistigen Moral-Mafia aus dem Bürgertum unterwerfen und alle Vorsicht dieser Welt walten lassen, um als Etepetete-Bürger dazustehen? Oder soll er sein Leben den Realitäten stellen und seine Möglichkeiten und Grenzen erproben dürfen?

Die Frage ist gegenwärtig nicht zu beantworten, nicht einmal für Männer – und für Frauen offenbar noch weniger. Der einzige Rat, den ich Ihnen von hier aus geben kann: Meiden Sie „Soziale Netzwerke“ im Internet, solange Sie jung sind.

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