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Downdating – Absichten, Nutzen und Erfolg

Viele Frauen haben einen Horror davor, und allein das Wort erzeugt Schrecken: Downdating, also das Kennenlernen von Menschen, die „unter dem eigenen Niveau“ sind. „Downdating“ wurde populär, weil es immer mehr Akademikerinnen gibt, die „ebenbürtig“ heiraten wollen, aber keinen Markt mehr für dieses Bedürfnis finden.

Das Ganze ist ein keinesfalls „natürlich“, und der oft zitierte Darwin hat hier gar nichts zu suchen. Es ist vielmehr ein Relikt aus dem Adel, das ins Bürgertum hineingetragen wurde und dort erst die Blüten trieb, die man heute noch beobachten kann. Denn wollte man zunächst nur „ebenbürtig“ heiraten, so konnte die Bürgerstochter sich erhoffen, in den Adel „hinaufzuheiraten“ – und ähnlich ging es auch in anderen Gesellschaftsschichten zu. Das Ansehen einer Frau ging ja bis weit ins 20. Jahrhundert ausschließlich von „Stand“, Ansehen, Bildungsgrad und Einkommen des Mannes aus. Die Frau eines Arztes wurde die „Frau Doktor“, auch wenn sie nur die Hauptschule absolviert hatte.

Das alte Muster: Hinaufheiraten

Heute ist die Gesellschaftsordnung an sich durchlässiger – und dennoch kann man den alten Wunsch überall verspüren: Frauen suchen die „ebenbürtige Beziehung“, besser aber noch eine Beziehung, die gesellschaftlich „nach oben“ weist und dann im „Hinaufheiraten“ endet.

Bai all dem ist natürlich die Frage, ob „ebenbürtig“ oder „Dating auf Augenhöhe“ nicht nur Umschreibungen für das angeblich so erfolgreiche „Gleich sucht Gleich“-Prinzip sind. Wer genauer hinsieht, wird kaum finden, dass Paare sich „absolut auf Augenhöhe“ treffen – sie fühlen sich vielmehr wohl, wenn sie die Umgebung gewohnt sind, aus der der die Partner kommen, weil sie sich dann schneller über die wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen einig werden. Zudem ist „absolute Augenhöhe“ kein Vorteil, weil man einander kaum noch ergänzen kann und sich ständig gegenseitig „im Weg steht“.

Sinnvoll ergänzen statt gleich sein

Das Geheimnis guter Ehen – wenn es denn eines gibt – liegt niemals in der „Gleichheit“, sondern darin, einander sinnvoll zu ergänzen und dabei beide Persönlichkeiten möglichst zur Blüte zu bringen und für das Paar Synergien zu erzeugen. In der deutschen „Hausfrauenehe“ wurde dies gefahrvoll übertrieben: Der Mann repräsentierte Reichtum, Macht und Erfolg, die Ehefrau war Hausverwalterin, Organisatorin, Köchin und Kindermädchen und ab und an auch Geliebte.

Dieses Bild hat sich gründlich gewandelt, was aber nun nicht heißt, dass beide Partner nun „absolut gleich“ sein müssen. Ein gewisses Gefälle kann durchaus sinnvoll sein, wenn es beiden nützt. Wenn der Inhaber einer Zimmerei mit Hauptschulabschluss eine Friseurin mit gleichem Abschluss heiratet, hat er vielleicht eine große Liebe gefunden, findet er aber eine Buchhalterin mit Realschulabschluss, dann heiratet er eine Lebenspartnerin. Wichtig ist allein, in welchen Punkten man Ergänzung sucht und sich daraus wirklich Synergien entwickeln lassen.

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Downdating heißt nicht, den Briefträger zu lieben

Kommen wir nun zurück auf das „Downdating“. In der Vergangenheit hat es den Beziehungen nicht geschadet, wenn Männer sich Frauen unterhalb ihres Bildungs-, Einkommens- und Sozialstandes gesucht haben. Ebenso gibt es keinerlei rationale Gründe, warum der umgekehrt Fall nicht auch zur Zufriedenheit führen kann. Das oft gehörte Beispiel (ich erwähne es oft), dass Frau Professor mit Doktortitel sich mit dem Briefträger mit Hauptschulabschluss einlässt und sich dafür schämt, ist eine der publizistisch wirksamen Übertreibungen, die Partnersuchenden aber nicht weiterhelfen. Auch, dass beide vielleicht nicht über Gustav Mahler oder Carl Gustav Jung miteinander sprechen könne, ist kein Argument – das bürgerliche Bildungsideal ist nur eine Form der Bildung – nicht die Bildung schlechthin.

Die Auswahl ist sehr groß – „down“ ist nicht wirklich „unten“

In der Praxis sieht die Sache auch ganz anders aus: Frau Professor Doktor könnte sich mit einem erfolgreichen IT-Spezialisten einlassen, der nichts als „ein bisschen Betriebswirtschaft“ studiert hat, oder mit einem Ingenieur oder Grundschullehrer, wenn es denn „in jedem Fall“ ein Akademiker sein müsste, oder mit einem Musiker, Maler oder Schriftsteller, wenn die musische Bildung im Vordergrund steht. Im letzteren Fall würde die Ehe klassischen Vorbildern entsprechen: Ein Partner verdient so viel, dass er in der Lage ist, die musischen Talente des anderen zu fördern. Wenn früher der Top-Manager eines Unternehmens seiner Frau ein kleines Modeatelier eröffnete, warum sollte die gut verdienende Top-Managerin ihren Ehemann nicht ermöglichen, in einem schönen, ruhigen Atelier zu schreiben, zu komponieren oder zu malen?

Fünf Möglichkeiten des Downdatings

Ich habe oft vorgeschlagen, dass eine Frau in einem dieser fünf Bereiche Abstriche machen sollte:

1. Bei akademischer Ausbildung Downdaten auf gute Ausbildung
2. Bei sehr ertragreichem Beruf Downdaten auf Liebe und Leidenschaft zum Beruf.
3. Beim Alter buchstäblich „Downdaten“, wenn die Frau 35 oder älter ist – zwischen 30 und 35 sind mehr Männer auf der Suche als zwischen 40 und 45.
4. Eher bei der Bildung „Downdaten“ als bei der sozialen Herkunft.
5. Bei den Ansprüchen an die Dauer der Beziehung „Downdaten“, also auch mal Abenteuer zu riskieren.

Scheuklappen ablegen und Beuteverhalten überprüfen

Dazu müssen allerdings noch andere Veränderungen kommen, von denen ich die Wichtigste nicht unerwähnt lassen will: Akademische Ausbildung ist oft eine lange und einseitige Ausbildung, die auch zum eindimensionalen Denken führen kann. Das Erste, was Frauen tun könnten, wäre also, das Gesichtsfeld zu erweitern, oder, salopper gesagt, das Beuteverhalten zu überprüfen.

Und zu guter Letzt: Wünsche lassen sich mit vielen Männern erfüllen, Ansprüche aber nur bei sehr wenigen durchsetzen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen diese goldene Regel bei der Partnersuche beherzigen würden – und nicht nur Akademikerinnen.

Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum vorausgegangenen Artikel „Downdating -eine Chance für-Akademikerinnen“ und zur Rundfunksendung in „Radio Eins“ am 23. Januar 2011, in der ich zum Thema Stellung bezog. Mehr auch in der Liebeszeitung.

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