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Wenn die Liebe zum Idealbild neigt

Wie gut, wenn man weiß, was man heute weiß, und offenbar weiß es eine Redakteurin der „Stuttgarter Zeitung“, Adrienne Braun, ganz genau, nämlich so:

Wenn die Entwicklung eines Jungen gestört wird, bleibt es bei der Zweiteilung zwischen erotischen Beziehungen einerseits – und desexualisierten, idealisierten Beziehungen zu Frauen andererseits.

Sie nimmt Bezug auf Pygmalion, und wer die Geschichte nachlesen will, der möge es bitte an Ort und Stelle tun. Jedenfalls hält Frau Braun Pygmalion nicht mehr für den liebenden „Romantiker par excellence“, sondern inzwischen für einen „armen Tropf, der nichts davon weiß, dass die Liebe dann am schönsten ist, wenn sie die Niederungen des Seins akzeptiert, erträgt – und überwindet.“

Nun bin ich immer sehr gerne bereit, Wahrheiten zu akzeptieren – nur frage ich mich: Sollten sich Frauen hier nicht mal an die eigene Nase fassen? Gibt es nicht inzwischen Tausende von Frauen, die sogar ohne „Entwicklungsstörung als Mädchen“ gespalten sind, was ihre Lebensplanung, ihre erotischen Vorstellungen und ihre Partnerwünsche angeht? Erleben wie nicht täglich Frauen, die in ihren sogenannten „Ansprüchen“ weit über das Ziel des Machbaren hinausschießen? Sind dies nicht ebenfalls Frauen, die einem unerreichbaren Ideal nachstreben, ja, mal auf die Spitze getrieben: Sind es nicht Frauen, die im Grunde genommen als hochgradig neurotisch angesehen werden müssen, jedenfalls was den Bereich ihrer Beziehungen betriff?

Lassen wir doch das Kunstwort „Desexualisierung“ einmal weg – wäre da nicht dieser Satz ebenfalls goldrichtig:

Wenn die Entwicklung eines Mädchens gestört wird, bleibt es bei der Zweiteilung zwischen erotischen Beziehungen einerseits – und idealisierten Beziehungen zu Männern andererseits

Damit ich gar nicht erst in den Verdacht komme, dem einen wie dem anderen Satz zuzustimmen: Ich, für meinen Teil, lehne beide ab, weil sie nicht das „heutiges Wissen“, sondern lediglich eine psychologische Sichtweise darstellen. Idealvorstellungen, verehrte Damen und Herren Psychoanalytiker, haben wir fast alle – aber diejenigen, die das Leben in Beziehungen früher oder später meistern, legen sie eben auch wieder ab. Warum manche Menschen ihre Ideale beibehalten und man ihnen den Partner erst „backen muss“? Ja, auf diese Antwort werden wir wohl noch warten müssen – es sei denn, man gibt sich mit den billigen Erklärungen der Psychoanalyse zufrieden – aber dann, ja dann müsste man sie auch für Frauen „mit Anspruchshaltung“ akzeptieren – und dies zu unserer aller Schaden.

Warum „zu unser aller Schaden“? Weil es dann immer eine Entschuldigung für unser Fehlverhalten gäbe – und weil wir unser fixiertes Verhalten dann allerhöchstens noch mit der Psychotherapie umkehren könnten, aber nie mehr aus eigener Kraft. Glauben Sie mir: Es wäre eine erbärmliche Welt, in der wir dann leben müssten.

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