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Störfaktor Liebe – wenn Beziehungsrelevanz fragwürdig wird

Sie werden sehen“, sagte der Inhaber einer großen Partneragentur mir vor einiger Zeit, „in der Zukunft werden Partnerübereinstimmungstests noch wichtiger werden als heute“.

Mir klingt dieses Orakel immer noch in den Ohren nach – da sind sie also, die selbstbewussten Frauen und Männer, die sich heute ganz natürlich im Leben begegnen und dort selbstbewusst flirten, sich verabreden und miteinander schlafen. Doch diese Menschen, die ja auch sonst im Leben manche Entscheidung treffen, sollen unfähig sein, ihre Übereinstimmung mit einem Partner selber festzustellen? Ist es wirklich wahr, dass wir alle beziehungsunsichere Schwächlinge mit Zukunftsangst sind, die sich die Krücke eines Partnerübereinstimmungstests antun müssen? Könnte es sein, dass wir gar nicht wissen, was für uns gut ist?

Manchmal reibe ich mir verwundert die Augen, wenn Wissenschaftler, die Botschaften verkünden, über die Liebe im Allgemeinen und die Beziehungen im Besonderen sprechen. Im ersten Satz plustern sie sich auf und behaupten, den Stein der Wiesen gefunden zu haben, im Zweiten schränken sie ein, dass man über die Liebe, die Partnerschaft oder das gemeinsame Glück „gewisse Prognosen“ treffen könne, und im Dritten verlieren sie sich hinter nebulösen Begriffen wie beispielsweise „beziehungsrelevanten Persönlichkeitseigenschaften“.

Doch ob der Deckel auf den Topf passt, und ob diese in sechs Monaten oder in sechs Jahren immer noch der Fall ist, wissen sie nicht. Die Liebe ist der entscheidende Störfaktor im Kalkül: Völlig unberechenbar und gegen alle Voraussagen erwischt sie nicht die Partner mit den „besten Matchingpunkten“, sondern diejenigen, die sich aus völlig absurden und niemals nachvollziehbaren Gründen mögen und auch noch emotional und körperlich so heiß aufeinander sind, dass sie die Liebe wagen.

Die Liebe ist der größte Feind der Matchingalgorithmen. Freilich könnte man sagen: Das neue Paar verliebt sich ja aus dem Kreis jener, die zueinander passen, doch der Begriff „zueinander passen“ wird kaum erläutert: Ja, da sind irgendwelche Persönlichkeitsmerkmale wie Charaktereigenschaften, Motivationen oder Verhaltenseisen, und vielleicht stimmt es ja, dass man einige „beziehungsrelevante“ Faktoren extrahieren konnte. Nur nützt das gar nichts: Der Mensch ist mehr als die Summe der ermittelten Eigenschaften, und die Liebe fragt zunächst nach dem Jetzt und Hier, nicht nach dem „Dann und dort“.

Ja, aber … ist es nicht besser, sich nur mit Menschen zu treffen, die „passen“? Ja, sicher ist es besser – vorausgesetzt, das einmalige Wundererrezept zum Matching, um das stets Geheimnisse gewoben werden, funktioniert – und genau dies ist der Punkt, an dem nach wie vor Zweifel angebracht sind.

Warum es diese Zweifel gibt, sagen wir Ihnen dieser Tage – aber wir sagen auch, warum sie es dennoch wagen sollten.

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