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Dating – und Frauen über 60

Die Unterhaltungsliteratur über das Dating hat ein neues Alter bekommen: Jetzt schreibt erstmals eine über 60-jährige Frau ein Buch dazu. Die Frage ist: „Was kann sie Neues dazu beitragen?“, und dabei denke ich immer automatisch an die vielen sinnentleerten Bücher, in denen die Begegnungen wirken wie eine Aufreihung von falschen Perlen. Davon haben wir inzwischen wirklich genug, und so näherte ich mich diesem Buch von Isabella Bernstein kritisch: Sexy Sixt: Liebe kennt kein Alter.

Der Grund für meine Skepsis liegt auch an einer Rezension im SPIEGEL von Henryk M. Broder – man muss sie selbst lesen, um sich ein Bild zu machen. Gestolpert bin ich jedenfalls über ein unglückliches Zitat, das so lautet:

Wenn Frauen Männer treffen, sitzen gleich Genetik und Chemie uneingeladen mit am Tisch und entscheiden in Sekunden, ob man sich küssen und sofort ins Bett stürzen will und ob der Mann die richtige Veranlagung hat, gesunde Kinder zu zeugen.

Da fielen mir dann gleich die Jalousien herunter: Na klar passiert so etwas nicht, wenn Frauen andere Frauen treffen – und dass zwei Menschen über 60 sich unterschwellig noch Gedanken machen, wie „gesunde Kinder zu zeugen“ sind, halte ich echt für ein bisschen daneben. Wie auch nimmer so ein Satz ins Buch gekommen ist: Aus der Erfahrung der 62-jährigen Autorin dürfte er nicht stammen.

Allerdings: Das Interview, das der Verlag veröffentlichte, ist aufschlussreicher und stimmt versöhnlicher – und vielleicht gilt ja auch dies: man kann nicht alle selbst erleben, und irgendwie müssen Bücher ja mit Füllstoff angereichert werden – und das vermute ich hier mal stark. Neugierig geworden, habe ich dann einen Blick ins Buch geworfen, und siehe: Darin stehen dann bei Weitem sinnreichere Dinge als diejenigen, die Herr Broder dort gelesen hat. Interessant ist vor allem das, was Frau Bernstein aus eigener Anschauung zu berichten weiß. Ich habe sehr genossen, wie sie sich fragt:

Wer bin ich eigentlich“ und dazu schreibt: Ich bin in den letzten Jahren selbst sehr offen für eine revidierte Interpretation von „Wer bin ich – was will ich“ geworden. Nachdem ich jahrelang gedacht hatte, ich hätte mein eigenes Daseinsrätsel gelöst, suche ich immer noch nach mir und höre nicht auf die anderen.

Dies kann nun wirklich anderen Frauen helfen, die mit 60 einen Partner suchen – was im Übrigen gar nicht so ungewöhnlich ist.

Ich gebe Leserinnen über 50 den Rat, das Buch trotz der oberflächlichen SPIEGEL-Kritik zu lesen – humorvoll ist es, und über die Schwächen kann man durchaus hinweglesen.

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