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Datinggeschichten: Was sind Sie wirklich von Beruf?

Sie kommt im offenen Sportwagen, der eine Nummer zu groß für sie ist, steigt mit dem flackernden Blick aus, der ihre Unsicherheit verrät und fragt, was ich denn so geplant hätte. Nun, ich hatte nichts als eine Tasse Kaffee und ein Himbeertörtchen in meinem Stuttgarter Lieblingscafé geplant. Vielleicht sollte ich sagen, dass der Wirt meiner recht exklusiven Weinstube mich zuvor höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen hatte, dass ich „solche Weiber bitte nie wieder herbringen sollte“ – ich musste wohl meine ordinäre Phase gehabt haben, obwohl das Schlimmste, was ich dort anschleppte, einmal eine etwas zu laute Friseurin war.

„Was sind sie von Beruf“, fragt sie nun beim Kaffee und Sahnetörtchen etwas spitzig, sodass ich schon grinsen musste. „Ich bin Mitarbeiter in der Datenverarbeitung“. Sie sah sichtlich verwirrt auf und sagt gedehnt: „Mitarbeiter?“ Ich bejahte und erklärte ihr, dass man dies jetzt so nenne: Man sei einfach Mitarbeiter – meinen Titel „Senior Consultant“ schmiss ich nie auf den Markt – es reichte schon, wenn man auf den Visitenkarten gegenüber Geschäftskunden damit herumprahlte. Ihre Stimme hob sich wieder, wobei sie die Vokale immer besonders hervorhob: „Wo haben Sie denn da studiert?“

Ich sagte ihr wahrheitsgemäß: „Oh, dazu muss man nicht studieren“, wonach sie mich spitz anfuhr: „Das habe ich nicht gefragt.“ Nun schön, ich erklärte ihr, dass ich Autodidakt wäre und in ein paar Nebensätzen, wie man so etwas wird. „Was, Sie haben das nicht studiert?“, während ihr Törtchen fast von der Gabel fiel. Ich lächelte und sagte leise: „Nein, ich bedauere – ist das bei Ihnen Voraussetzung?“ Sie grummelte irgendetwas und sagte schließlich: „Dann können Sie diesen Beruf auch nicht wirklich ausüben“.

Nun, ich will die Sache kurz machen: Es ging noch eine Weile hin und her, ob ich nun diesem Beruf ausüben konnte oder nicht – bis ich beschloss, ein Sahnetörtchen, ein Himbeertörtchen und zwei Kännchen Kaffee zu bezahlen – und ihr auf nette Art zu verstehen gab, dass ich die Begegnung nunmehr beenden würde.

Zum Abschied fragte sie mich dann noch mal etwas kumpelhaft: „Jetzt können Sie mir je sagen, was sie wirklich machen, oder?“ Ich habe ihr erzählt, dass ich in Wirklichkeit Buchhalter bin – darin hatte ich schließlich einmal eine Eins – übrigens als einziges Schulfach. Möglicherweise glaubt die Dame heute noch, ich sei Buchhalter.

PS: Die Begebenheiten sind wahr, wurden aber zeitlich und örtlich so verschoben, dass die tatsächlichen Datingpartner ausreichend verschleiert wurden.

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