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Frauen: Jagen, Zupacken, Festhalten

Dummdidumm, das 19. Jahrhundert geht um – so könnte man dichten, wenn man die Diskussionen sieht, die auf Benimm- wie auch auf Flirtseiten gerade häufiger angepfiffen werden. „Darf ein Mädchen den ersten Schritt tun?“, „darf eine Dame den Herrn ansprechen“ oder „darf man in einer Flirtbörse als Frau von sich aus mal einen Herrn anflirten?“

Die Ratschläge fallen unterschiedlich aus – im Allgemeinen äußern sich Mädchen, Frauen und Damen eher zurückhaltend – nur die Jungs, Männer und Herren glühen vor Begeisterung: ja, wenn sie es doch nur tun würden!

Mal Tacheles, Mädchen, Frauen und Damen: erstens tut ihr es längst, nur ein bisschen „undercover“, und zweitens – bitte mal in den Kalender gucken – schreiben wir das 21. Jahrhundert. Fall ihr noch das Benimmbuch für brave Bügermädchen im Hirn habt, solltet ihr mal an eure Schulzeit denken. Ich erinnere mich jedenfalls an ein niederdeutsches Volkslied, in dem es so ungefähr heißt:

„Wenn die Kerle nicht küssen können, dann bringen wir es ihnen bei und schmieren ihnen die Mäuler mit Honig ein“. (1) das Lied lässt unterschwellig keinen Zweifel daran, dass man sich noch andere Körperteile einschmieren würde, wenn es dem Männerfang dienlich wäre.

Man kann also durchaus aus der Vergangenheit lernen, wie man es macht – nur eben nicht, wenn sich unter dem Minirock noch die vermuffte Bürgermoral hält – oder höflicher: wenn das Hirn noch in den Traditionen der Märchenwelt verankert ist.

Tacheles: Mann muss nicht auf den Mann heraufbrummen wie die Bärin auf den Honig – aber sich dezent heranschleichen, ein bisschen auf dummes Frauchen machen, ihm um Hilfe bitten und dabei lange in die Augen sehen – das sollte ja wohl drin sein, oder?

Bei Flirtbösen gilt für Frauen sowieso: Jagen, zupacken, festhalten. Wie ist egal – da hat jede Frau ihre eigenen Tricks. Auf keinen Fall aber scheues Wild sein, und sich übertrieben zieren und lange zögern. Es mag ja sein, dass Sie da draußen die Mä-Mä-Märchenprinzessin sind – dann bekommen Sie ihren Königssohn ins spätestens drei Monaten frei Haus geliefert, ohne auch nur ein Fingerchen zu krümmen. Falls nicht – nun ja – dann holen Sie schnell die Flinte heraus: Die Jagd auf Männer ist ganzjährig freigegeben.

(1) Aus: Lütt Anna, Susanna

„Un künnt se nich küssen, so wüllt wi er’t lehrn, wi wüllt er de Snuten mit Honnig insmeren.“

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