Frauen über 40 und die Zeitschrift „bella“
Die Zeitschrift bella hat beim Meinungsforschungsinstitut Gewis eine Umfrage in Auftrag gegeben, bei der 1.100 Frauen zwischen 40 und 60 Jahren nach ihrer Befindlichkeit als Single befragt wurden. Dabei wurde angeblich ermittelt, dass es 84 Prozent der befragten Single-Frauen freue, „nach der Trennung“ mehr Zeit für sich zu haben und das Leben sozusagen in vollen Zügen genießen zu können. Angebliche 43 Prozent können sich sogar vorstellen, „als Single zu leben“. Dazu hat man dann noch den Soziologen und angeblichen Single-Experten Stefan Hradil befragt, der noch wissen wollte, das „negative Image“ der von Singles über 40 habe sich verändert.
Ich habe selten so einen Unfug gelesen. Zwar weiß ich nicht, was Gewis ermittelt haben will – aber bereist in der redaktionellen Aufbereitung fällt der gravierende Fehler in der Überschrift auf: Da heißt es nämlich plötzlich „nach der Trennung“ oder „nach einer Scheidung“.
Menschen nach einer Trennung, das weiß sogar eine Backwarenverkäuferin, denken, fühlen und handeln nun generell anders als langjährige Singles – insoweit haben die Aussagen von der großen Freiheit Null Wert. Auch der Herr Forscher muss sich wohl fragen lassen, woher er das „negative Image der Singles über 40“ ermittelt hat – ich konnte niemals ein solches Image feststellen, es sei denn bei alten Jungfrauen und alten Hagestolzen, also Menschen, die wegen ihres Alleinlebens „merkwürdig“ geworden sind. Der Typ der offenen, lebensfrohen geschiedenen Frau über 40 ist mir hingegen bereits vor 20 Jahren begegnet. Der Hohn freilich ist die Überschrift der Pressemitteilung von „bella“: „Jede zweite Deutsche zwischen 40 und 60 kann sich vorstellen, allein zu leben.“
Die Frauenzeitschrift „Für Sie“ brachte vor einiger Zeit eine ebenso merkwürdige Pressemitteilung heraus, die ich wegen der fragwürdigen Inhalte ignoriert hatte.
