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Die Woche – versinken wir im Staub von Tinder?

Ich habe in der Vergangenheit oft sinngemäß geschrieben: Online-Dating gehört nicht in diese lachhaften Technik-Magazine, die keine Ahnung vom Metier haben haben. Online-Dating, so meine langjährige Auffassung, gehört als Kulturphänomen ins Feuilleton. Nun ist Online-Dating in der größten Krise seiner kurzen Geschichte, und nun stürzen sich die Kulturbetrachter darauf.

Dankenswerterweise? Leider? Ein bisschen ist es wie mit Jazz, Rock ’n Roll, Jugendkultur, Underground-Künstler oder Erotik. Solange die Mehrheit des Volkes so etwas für „abartig“ hält, fassen es die Kulturredaktionen nicht mit der Kneifzange an, wenn es aber populär genug ist, dann stürzen sie sich drauf wie die Fliegen auf die Pferdeäpfel. Man muss sich einmal die Perversion des Journalismus vor Augen halten: Erst musste ein Dating-Spielzeug namens „Tinder“ auf den Markt kommen, damit sich Kulturredaktionen gnädigst in den Staub der Partnersuche hinunterbeugen. Übrigens gab es inzwischen einen recht brauchbaren Beitrag im Deutschlandradio, den ich aber noch aufbereiten muss.

Soweit die Vorrede diese Woche.

Vögeln und Kultur

Der Auslöser von all dem ist das Geschrei um Tinder. Es bekam gerade höchst offiziell von einer SPIEGEL-Kolumnistin den Namen „Handy-Fickbörse“. Zugleich berichten namhafte Presseorgane, wie wichtig diese „moderne Form des Kennenlernens“ jetzt geworden ist, und dass sich keiner mehr schämen muss, Online-Dating zu machen, weil’s ja alle tun. Damit ist das Thema endgültig in den Quasselbuden gelandet und ich warte nur auf die Talkshow mit einem Moraltheologen, einem Top-Mager der Branche und einem Psychologen. Dann sitzen diejenigen zusammen, die im Grunde gar nichts wissen – wie so oft.

Medien sind alles, Menschen sind nichts

Im Grund weiß derzeit niemand, wohin der „Trend“ geht, denn ein wirklich gutes, passendes und verlässliches Modell für die Partnerbörse des 21. Jahrhunderts steht noch aus. Und wer glaubt, dass „Mobile Dating“ die Lösung wäre, der hat nicht begriffen, dass nicht das Medium (Handy) die Lösung ist, sondern Inhalt (Teilnehmer, die sich tatsächlich ernstlich paaren wollen).

Geld scheffeln, und dann erstarren wie Dornröschen

Eines der Probleme, das nahezu alle Unternehmen der Branche heute haben, ist die Tatsache, dass man eiligst Unternehmen gründete, Geld damit scheffelte und dann in einen Dornröschenschlaf verfiel. So scheint es dem schottischen Unternehmen Cupid gegangen zu sein: lauter Selbstläufer, die wie ein Ei dem anderen gleichen. Mal mit mehr Sex, mal mit weniger. Als der Adult-Teil abgetrennt wurde, haben die Nachfolger diese Idee übrigens nahezu 1:1 übernommen. Nun gibt man auch das Kerngeschäft auf, wie aus Pressemitteilungen hervorging.

Ernsthafte Partnersuche? Beim deutschen Ableger der Huffington Post erschien ein schrecklich naiver Artikel, der eigentlich schon in sich eine Satire ist: „Oma wusste, was für sie gut ist, also werde ich auch wissen, was für mich gut ist“.

Presse-Mitteilungen – größtenteils für die Müllhalde

Von all den Pressemitteilungen, die ich in den letzen Monaten erhielt, stachen nur drei heraus: eine Unerträgliche von Ashley-Madison, eine erbärmliche von eDarling und eine recht brauchbare von Friendscout24.

Sex bei den Schwiegereltern, Flirts mit dem Schwiegervater und Pornos gucken bei den Schwiegereltern – das war das Weihnachtsthema von Ashley-Madison. Interessant ist ja, dass auch die große Zeit sensationeller Pressemitteilungen über Online-Dating endgültig vorbei ist. Bei Leuten, die so etwas noch veröffentlichen, lautet jeder zweite Artikel: „Da hat jemand etwas gemacht wie Tinder, nur dass es nicht Tinder ist, sondern etwas viel Besseres.“ Das ermüdet mit der Zeit.

Auch die letzte der Mohikanerinnen, die sich partiell veröffentlichte, sagt eigentlich nur, was die Spatzen von den Dächern pfeifen: Der Motor des Erfolgs ist das Streben nach Erfolg. Mit anderen Worten: Wer sich für sinnvolles Online-Dating entscheidet, weiß wenigstens, was er will, und dadurch wird der Erfolg wahrscheinlicher.

Man wünscht hier in Thüringen immer einen „schönen Advent“. Was immer das sein mag – ich wünsche Ihnen einen schicken Adventssonntag.Und übrigens: Vergessen Sie nicht, zum Lucia-Fest eine Kerze mehr anzuzünden – Sie müssen nicht gleich ein paar davon auf dem Kopf tragen.

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